Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie 1883 (11), Seite 194-195 [FAB-3181]
Vorläufige Notiz über die neuesten Tiefseeuntersuchungen des „Triton“
in dem Nord-Atlantic und in der Farö-Shetland-Rinne
im August und September 1882.
In der Jahresversammlung der „Royal Society“ zu London am 30. November 1882 gab der Präsident William Spottiswoode in seiner Präsidial-Rede einige Notizen über die vom 4. August bis 4. September 1882 auf l. Br. M. S. „Triton“ unter Leitung von Mr. Murray, dem Geologen der Challenger-Expedition ausgeführten Untersuchungen der physischen und biologischen Verhältnisse der Farö-Shetland-Rinne (s. Proc. of the R. Soc. Vol. XXXIV, No. 222, pag. 312).
Der Hauptzweck dieser Kreuzfahrt war, durch genaue Lothungen den Charakter der unterseeischen Bodenschwelle zu erforschen, welche sich nördlich von Schottland bis zu den Farö-Fischerbänken erstreckt und in Tiefen von über ca. 550 m (300 Faden) dаs kalte arktische Wasser mit einer Temperatur von ca. 0° von dem sogen. Golfstromwasser im Nordatlantic mit einer Temperatur von über 8° (47° F.) trennt. Dieser Rücken, welcher den Namen „ Wyville Thomson-Rücken“ erhalten hat, wurde durch eine grosse Anzahl von quer über denselben genommenen Lothungen in seinen Tiefen- und Bodenverhältnissen genau untersucht; die höchsten Erhebungen dieses Rückens ergaben eine Tiefe von ca. 475 m (260 Fad.) unter der Oberfläche. In der nördlichen Hälfte des Rückens findet mаn jedoch eine sattelförmige Einsenkung mit einer Tiefe von über 550 m, durch welche ein Theil des arktischen Wassers in die atlantische Seite des Rückens einströmen und sich über den Boden derselben verbreiten kann. Die höheren Stellen dieses unterseeischen Rückens bestehen ausschliesslich aus Kies und Steinen. Viele dieser letzteren sind abgerundet, und einige zeigen deutliche Spuren von Gletschereinwirkungen; sie sind Bruchstücke von Sandstein, Diorit, Glimmerschiefer, Gneiß, Hornblende, glimmerhaltigem Sandstein, Kalkstein und anderen Gesteinen; die oceanischen Strömungen scheinen in Bodentiefen von 450 bis 550 m noch so stark zu sein, dаss sie eine Ablagerung von feinerem Material, wie Schlamm und Thon, welche den Boden der tieferen Theile des Rückens bedecken, nicht gestatten.
Die zahlreichen Dredgungen haben den schon früher von den Expeditionen der „Lightning“ und „Porcupine“ (1868 und 1869) zuerst nachgewiesenen Unterschied in der Fauna der beiden durch diesen Rücken getrennten Gebiete bestätigt gefunden; die Fauna in dem kalten Gebiete („cold area“) hat einen entschieden arktischen Charakter, während diejenige des warmen Gebietes („warm area“) der allgemein über den grossen Ocean verbreiteten Tiefseefauna gleicht. Während der Expedition des „Triton“ wurden auch noch mehrere neue Thierarten ausgefunden.