Von Henry Koehn. Hamburg.
Internationale Entomologische Zeitschrift, 1937 (50), 417ff. [FAB-1527]
Während eines Aufenthaltes auf den Färöer vom 21. August bis zum 24. September 1954 suchte ich аn Schmetterlingen auf den Inseln zu fangen, was in dieser Jahreszeit, die bereits wenig Sonnenschein und häufigen Regen auf weist, noch fliegt. Die günstigsten Insektenmonate sind Juni und Juli.
Auf dem Felsgestein von Basalt und Tuff dieser bergigen Inseln, von denen 17 bewohnt sind, lagert nur auf den Talsohlen und auf der unteren Region der Berghänge eine Humusschicht von mäßiger Stärke. Sie ist bewachsen mit Gras und stellenweise auch mit Heide. Durch Stau von Regenwasser ist es in den Niederungen аn vielen Orten zu Sumpf- und Moorbildung gekommen, so daß dаs Vegetationsbild des Freilandes durch die hierfür typischen Arten noch ergänzt wird.

In enger Begrenzung um die kleinen Ortschaften herum wird Acker- und Wiesenbau betrieben. Die Gärten der Bewohner haben Gemüse-, Obst- und Blumenanpflanzungen. Unweit von Thorshavn, dem Hauptort auf Strömö, befindet sich bei einem Sanatorium eine größere Gärtnerei mit Gemüse-, Obst- und Blumenzüchtung. Üppigeren Blumenwuchs findet mаn außerdem nur noch auf den kleinen Friedhöfen. Die Inseln sind im übrigen jetzt baum- und strauchlos. ln seiner „Historie der Inseln Färoe“ v. J. 1670 berichtet Debes lediglich „daß nur etwas von Wacholdersträuchen daselbst wächst“. Erst in neuester Zeit hat mаn in einem Teil der Ortschaften Bäume gepflanzt. So wurde auch bei Thorshavn der Versuch der Anlage einer aus Laub- und Nadelhölzern bestehenden „Plantage“ gemacht.
Infolge der Golfstromlage sind Winde und Niederschläge besonders häufig und stark. Die nächste Landverbindung von den Färöer aus beträgt nach den Shetland-Inseln 500 km, zur Ostküste von Island 420 km und nach der Westküste von Norwegen 600 km. Aus all diesen Umständen wird leicht ersichtlich, daß die Schmetterlingsfauna der Färöer nicht reich sein kann. Niels Wolff gibt in seiner Arbeit „Zoology of the Faroes“, Kopenhagen 1929, an, daß im ganzen bisher 52 Arten bekannt sind.
Die weitaus häufigste von mir beobachtete Art war Larentia ( Cidaria) didymata L. Ich fand diesen kleinen Falter hauptsächlich im Gras mähreifer Wiesen; auf den Friedhöfen аn Sträuchern und auf demjenigen bei Tjörnevig auf Strömö besonders auch аn Brennnesseln, die dort stark auf unbelegten Stellen wuchsen; аn Johannisbeersträuchern der genannten Gärtnerei und аn Laubgewächsen der „Plantage“ bei Rhorshavn. Den kleinen Falter sieht mаn nur verhältnismäbig wenig fliegen. Die meisten Exemplare mußten aus den Pllanzen, аn denen sie saßen, erst herausgeklopft werden.
An einem warmen Sommertag war ich am 2. September auf der Insel Vaagö, am südlicben Ausläufer des Sörvaag-Fjordes auf einem grasbewachsenen Steilhang am Dragasund und fing dort um die Mittagszeit einen Admiral . Pyrameis atalanta L., der nur wenig beschädigt und noch nicht abgeflogen war. Da dieser Falter auf den Färöer nicht heimisch ist, muß er, trotz der außergewöhnlichen Entfernung benachbarter Landgebiete, zugeflogen sein und zwar der zweiten Jahresgeneration angehören. Der Arzt Dr. Knud Rasmussen von Ejde auf Osterö berichtete mir, daß i. J. 1925 oder 1926 in Ejde plötzlich in großer Zahl Admirale gesichtet wurden, die weder von ihm noch der Bevölkerung des Ortes bisher je wahrgenommen worden waren auf den Färöer. Ebenso teilte mir der Lehrer Herr Long, Thorshavn, mit, daß in dem besonders warmen Sommer des Jahres 1933 bei Thorshavn dаs plötzliche Auftreten von Admiralen in großer Zahl beobachtet wurde.


