Nordische Inseln. Die Färöer

Fritz Braun

Walter Gerbing, Das Erdbild der Gegenwart 1926 (1), Seite 837-838 [FAB-0292]

Mitten zwischen Schottland und Island erhebt sich zwischen 61 ° 26′ und 62°24′ n.
Br., durchschnitten vom 7.° w. L., aus einem schmalen Streifen flacheren Meeres, der die beiden Länder verbindet, der Archipel der Färöer (zu deutsch: Schafinseln).
Zerrissen wie Spitzbergen, nimmt die Inselgruppe etwa den Raum der Insel Seeland ein; ihre Landfläche mißt nur 1325 qkm. Die größte Insel ist Strömö; zur zweiten Größenklasse gehören Osterö, Suderö, Vaagö und Sandö. Außerdem finden wir noch viele kleinere Inseln, vom stattlichen Eiland bis zur unnahbaren Felsklippe, die nur Seevögeln eine Niststelle bietet. Strömö ist etwa so groß wie Langeland, die Inseln der zweiten Größenklasse entsprechen etwa Fehmarn.

Sonst haben die hochaufragenden, wegen der Verwitterung weicherer Tuffbänder terrassenförmig ansteigenden Felsinseln der Färöer mit jenen Eilanden nicht dаs mindeste gemein. In der Eiszeit trugen sie vermutlich noch eine Anzahl tätiger Vulkane; damals waren sie auch noch nicht durch Sunde und Meerengen in ein Gewirr einzelner Inseln aufgelöst. Außer den vulkanischen Gesteinen finden wir auf den Färöern noch miozäne Schichten und auf Suderö Steinkohlen. Die höchste Erhebung besitzt die Insel Osterö. Es ist der 882 m hohe Slattaretindur. Fast ebenso weit (767 m) steigt Strömö аn und auch auf Suderö (605 m) und Sandö (478 m) finden wir Höhen, die im Hinblick auf ihre Meeresnähe sehr stattlich erscheinen.

Das Klima der Färöer ist ozeanisch; es besitzt eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Islands ohne dessen kontinentalere Eigenschaften; infolge der südlicheren Lage der Inseln und ihrer größeren Entfernung vom Polareis ist es im Winter schon wesentlich milder. Die mittlere Jahrestemperatur von Thorshavn ist 6,2°; die Mittel der einzelnen Monate sind: 3,4° (Januar), 3,1°, 3,0°, 4,9°, 6,9°, 9,6°, 10,9°, 10,8°, 8,9°, 6,7°, 3,8°, 3,2°. Die absoluten Extreme in der Zeit von 1867-1880 waren 21,9° und — 11,9°. Die Regenmenge beträgt 1809 mm, die Zahl der Niederschlagstage 269 die der Nebeltage 43. Auffällig und echt ozeanisch ist der Umstand, daß nicht der Januar, sondern erst der März die geringste Wärme aufweist.

Bäume sind auf den Färöern fast ebenso selten wie auf Island, doch finden wir hier noch Gerstenbau, wenn der auch neben der Viehzucht eine nur bescheidene Rolle spielt. Das wichtigste Nutztier der Inseln ist dаs Schaf; die Pferde neigen ähnlich wie auf den Shetlandinseln zu Zwergwuchs, sind аber stark und grobknochig. Auf die Nähe der arktischen Zone deutet auch die Erscheinung hin, daß hängende Moore mit ihren Moospolstern neben der Wiese großen Raum beanspruchen.

Die freilebende Tierwelt ist, wenn wir von den Seevögeln absehen, recht spärlich. Doch gesellen sich zu den auf Spitzbergen und der Bäreninsel heimischen Arten doch auch schon Landvögel wärmerer Gebiete, wie die Felsentaube, der Kolkrabe und der Zaunkönig. Die 21000 Einwohner (14 auf den Quadratkilometer), die von Fischerei, Viehzucht und Vogelfang leben, sind altnordischer Herkunft und gebrauchen dаs Dänische nur als Amtssprache, da die Inselgruppe zu Dänemark gehört. Ähnlich wie die Isländer haben sie Selbstverwaltung. Sie verteilen sich natürlich nicht gleichmäßig über die Felsberge; spärliche Ortschaften verstecken sich in den schmalen Tälern; die meisten Färinger wohnen in Hafenorten, deren bedeutendster Thorshavn auf Strömö ist (2500 Einwohner und 3 Mill. Mark Ausfuhr). Vom Meer aus gesehen mutet Thorshavn mit seinen terrassenförmig am Hange aufsteigenden Holzbauten, deren Dächer Ziergärten tragen, freundlicher an, als mаn auf den nebligen Inseln erwarten sollte.

Die Färöer sind [in diesem Buch] durch eine Ansicht ihres Hauptortes Thorshavn vertreten, die zugleich die Haupteinnahmequelle der Färinger, den Kabeljaufang, erkennen läßt; den ganzen Vordergrund nehmen zum Trocknen ausgelegten Salzfische ein, aus denen „Klippfisch“ werden soll.