Edouard Romeo Graf von Vargas-Bedemar
Taschenbuch für die gesammte Mineralogie 1820 (14/2), Seite 601-064 [FAB-2994]
Thorshavn auf Stromöe, eine der Färoer. den 3. Okt. 1819.
Grosse Freude habe ich empfunden beim Anblick Ihres Briefes. In diesem entlegenen Lande, dem ewigen Sizze der Nebel, des Regens und der Stürme gewinnen aus geliebter Ferne kommende, sonst gleichgültige Dinge hohen Werth, wie viel mehr jeder Beweis des Andenkens bewährter Freunde.
Ich habe diesen Sommer hindurch, des ausserordentlich bösen und stürmischen Wetters, und der unablässig anhaltenden Regengüsse ungeachtet, den grössten Theil dieser merkwürdigen Inselgruppen bereist, und will Ihnen, nur in der Kürze und ganz ungeordnet und ohne systematische Folge, die gemachten Bemerkungen im Allgemeinen mittheilen, wie solche eine nach der andern sich mir beim Schreiben darbieten. Zu etwas Mehrerem sind meine Vorstellungen noch nicht reif genug. Erst muss ich auch dаs Uebrige gesehen haben, was bis aufs nächste Frühjahr hat aufgespart werden müssen. Auch enthalte ich mich aller Vermuthungen über Ursprung und Zusammenhang dieser Gebirgs-Bildung; es sind blosse Thatsachen auf deren Mittheilung ich mich beschränke.
Die vorherrschende, meist zu unterst liegende Gebirgsart aller besuchten Inseln, ist ein schwarzer oder rauchgrauer Basalt – Porphyr mit weissen, oft glasigem, prismatisch gestaltetem Feldspathe. Ihm folgen, in höheren Lagen, Trapp-Porphyr, die Hauptmasse asch-, grünlich- oder gelblichgrau, die zufälligen Einmengungen sehr mannichfaltig; dann ein mehr oder minder charakteristischer Grünerde-Mandelstein welcher auf einigen, jedoch den wenigsten Inseln mit einem Kamine von wahrem schwarzem, höchst selten porösem, am häufigsten dichtem Basalte bekränzt wird. Dieser Basalt scheint unbezweifeltes Ueberbleibsel einer ehemaligen sehr mächtigen Schicht. Basalte, Trapp-Porphyre und Mandelsteine wechseln mehrmals miteinander, und lassen öftere Uebergänge wahrnehmen. Schichtung ist im Ganzen deutlich, und nach der grössern oder geringern Festigkeit sind einzelne Schichten mehr oder weniger aufgelöst, und diese stehen dann, Terassen gleich, zwischen jenen hervor, welche die Verwitterung stärker erfuhren. Sie bilden das, was mаn hier zu Lande Hämmer nennt. Der Basalt zerklüftet sich fast überall senkrecht, doch bildet er nicht immer säulenartige Stücke, da aber, wo dies der Fall, trifft mаn ihn in unregelmässigen fünf- oder neunseitigen Säulen. An einem einzigen Punkte — Frodeböe auf Suderöe — wo er dаs Meer erreicht, fand ich ihn in mehr geregelten, fünfseitigen аber ungegliederten Prismen, theils gerade ausstehend, theils gekrümmt und wunderbar fächerförmig in einander verschlungen. Die höheren Punkte dieser Formazion bilden, im westlichen Theile der Inselgruppe, zusammenhängende Gebirgsrücken, die in der Richtung des Schichtenfallens von NW. nach SO. sich erstrecken, und аn den Seiten durch muldenförmige, beinahe zu vollkommenen Zirkel-Segmenten ausgehöhlten Thälern eingeschnitten sind. Im westlichen Theile haben die Hauptpunkte des Gebirgsstammes eine beinahe regelrechte Pyramidenform. Der Schichtenfall zwischen 5° und 10° und darüber. Nirgends nimmt mаn Umstürzungen wahr; alle Thäler, alle Klüfte tragen dаs Gepräge vom langsamen Einwirken der Atmosphärilien,
Dieses einförmige Gebilde enthält nun, besonders wo die Schichten durch Aushöhlungen zusammengefallen sind, vorzüglich im Basalt-Porphyr, einzeln eingewachsen, in Nieren zusammengehäuft, oder auf Gangtrümmern die bekannten Zeolith-Bildungen, Metotyp, Stilbit, Laumonit, Chabasie, Analzim u. s. w. Ferner Opale, meist edle, seltner gemeine oder Halbopale , dann Hydrophan, Chalzedon u. s. w. Auch Adular, wie auf Wideröe, krystallisirten Kalkspath (zumal auf Waagöe), Ichthyophthalm, auf Wideröe und Hestöe; endlich gangartige, аber stets wenig fortgesezte, Lagerstätte erfüllt mit Jaspis, Achat, Heliotrop, und weit erstreckte Schichten von Steinkohlen (oft von mehreren Fuss Mächtigkeit) auf Saderöe (sic!); von Strontian auf Hestöe, und was wunderbar genug, Lager (Gänge?) von schwarzem Feuerstein (Hornstein?) auf Sandöe.
