Export 1901 (23), Seite 634 [FAB-1542]
Ein schwedischer Ingenieur, Namens von Post, ist mit einer Anzahl Bergleuten auf den Faröer eingetroffen und hat auf der südlichsten Insel der Gruppe die daselbst befindlichen steinkohlen- und mineralienhaltigen Schichten untersucht. Dabei ergab sich, daß Steinkohlen, Eisenerz und feuerfester Thon in reichlicher Menge vorkommen. Ebenso ist Kupfererz vorhanden, und zwar in so reiner Weise, da+ beim Schmelzen nichts verloren geht. Die Rechte zur Ausnutzung der Steinkohlen etc. auf den Faröer-Inseln wurden vor etlicher Zeit von einer schwedischen Dame, Fräulein von Post, erworben, und auf deren Veranlassung erfolgt nun die Ausnutzung. Nach den neuesten Untersuchungen birgt die Såderö, die südlichste Insel, auf der jetzt der Bergwerksbetrieb in Angriff genommen wurde, Kohlen im Werth von etwa 300 Millionen Mark. Diese Insel enthält auch einen ausgezeichneten Naturhafen, Trangisvang, in dem die größten Schiffe ein- und auslaufen können und wo sich auch mit großer Leichtigkeit eine Bollwerksanlage herstellen läßt. Der Abbau scheint leicht zu sein, da die Kohlen in den Bergen liegen, so daß mаn also nicht nöthig hat, Schächte in die Erde zu graben; Ausgaben für Pumpanlagen und dergleichen fallen also fort. Außer auf der Süderö finden sich auch noch anderwärts auf den Faröer Steinkohlen, und zwar ebenso wie auf Süderö theils in Höhe mit der Meeresoberfläche, theils bis zur Höhe der Gebirge hinauf. Auch die sog. Vogelberge, die von unzähligen Mengen von Seevögeln bevölkert werden, enthalten Steinkohlenschichten. In Dänemark hat mаn von den Kohlen der Farõer schon seit 200 Jahren Kenntniß, und wiederholt beschäftigten sich interessirte Kreise in Kopenhagen mit der Frage einer Ausnutzung derselben. Schließlich ließ die Regierung in 1792 in den Zeitungen bekannt machen, daß sich Schiffe gegen eine Bezahlung von sechs Rigsdaler pro Last von den Faröer Steinkohlen holen könnten, doch meldeten sich keine Schiffe, da die Fracht für zu hoch gehalten wurde. Infolgedessen ließ dann die Regierung die Kohlen auf eigene Rechnung nach Kopenhagen bringen und auf dem Wege der Auktion veräußern. Zu Anfang des letzten Jahrhunderts haben sowohl dänische wie andere Gelehrte und Ingenieure die Faröer besucht, um die Kohlenlager zu studiren, bis sich vor 20 Jahren der Däne A. Dahl von der dänischen Regierung die Konzession zum Abbau jener Steinkohlen ertheilen ließ, und dessen Rechte sind nun, wie gesagt, in schwedische Hände übergegangen. Von den verschiedenen Kohlenschätzen, die noch im Norden ungenutzt schlummern, sind somit diejenigen der Faröer die ersten, die in Angriff genommen werden. Auf Island gibt es ebenfalls Steinkohlen, die in neuerer Zeit von sich reden machten, doch haben inzwischen vorgenommene Untersuchungen ergeben, daß diese Kohlen einen geringeren Brennwerth als englische Steinkohlen haben, so daß sie höchstens für die Isländer selbst in Frage kämen. Diese könnten sie auch gut gebrauchen, denn Brennmaterial ist auf Island so rar, dаs mаn auf Bauerngehöften zu thierischen Abfällen greifen muß. Indessen sind die Isländer angesichts ihrer beschränkten wirthschaftlichen Lage schwerlich im Stande, einen Bergwerksbetrieb ins Leben zu rufen, besonders da der Transport fast unüberwindliche Schwierigkeiten bietet. Auf der Bäreninsel bleiben die Kohlen nach wie vor unberührt, denn so unerschöpflich hier auch die Steinkohlenschichten sind, so mangelt es аn sicherer Gelegenheit zum Verschiffen, da die Bäreninsel nur offene Buchten, аber keine Häfen hat. Was schließlich Spitzbergen betrifft, wo es gleichfalls Steinkohlen giebt, so sind auch in diesem Sommer daselbst von Norwegen Untersuchungen angestellt worden, doch hat mаn bisher nicht gehört, ob die Gesellschaften, die sich zur Ausnutzung der spitzbergischen Kohlen gebildet haben, in Zukunft einen ernsthaften Abbau ins Werk setzen wollen.