Ich Inseln weiss … Färöischer Nationalgesang

Friedrich Petersen

Illinois Studies in Language and Literature 1940 (XXVI/1), Seite 127-128 [FAB-2247]

Ich Inseln weiss mit steilen Höh’n
und Hängen grün,
die stets zur Winterszeit so schön
Schneesternlein sprüh’n;
und Achen sprudeln lieblich hier
mit manchem Fall;
denn zu dem blauen Meer, zu dir,
sie eilen all‘!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Und wenn dаs Wetter schön ich schau
am Sommertag,
beim Abendrot es glitzert blau
die See zum Hag,
so spiegelklar und todesstill
und himmelrein—;
da steh‘ ich nur und bete still
fürs Heimland mein!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Und wenn der Stürme Weise klingt
am hohen Fjäll,
die Woge wie die Hindin springt,

so sausend schnell,
die Brandung schleudert Felsen dann
hinauf zum Strand,
da wird erst froh der Steuermann
mit sich’rer Hand!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Mein Vaterland ist ärmlich nur,
ich weiss dаs gut —;
nicht Goldsand in des Bergtals Spur,
im Flusse ruht;
doch solang nähret Schaf‘ der Hag,
das Meer den Fisch,
solang erklingt der Dankgesang
von unserm Tisch!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Es ist nicht gross mein Vaterland
wie andre sind;
doch so schön hat es Gottes Hand
gemacht und lind,
dass überall mein Herze schlägt
fürs Heimatland,
am besten aber, wenn es trägt
der Förjastrand!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Mein Vaterland! Nur der Wunsch mir
das Herz befreit,
dass Glück und Segen folge dir
in Ewigkeit,
solang die Sonn‘ am Fjäll erwacht
zu ihrem Gang,
der Schatten wird zur finstren Nacht
am grünen Hang!
Gott segne mein Vaterland Förjar!

Aus dem Färöischen übersetzt von Ernst Krenn