Drucke diesen Beitrag Drucke diesen Beitrag

Færöische Märchen und Sagen 23 – Das Eiriksriff

Unweit vom Tindholm ist ein Riff, welches Eiriksriff genannt wird; dort ist bisweilen selbst bei herrlichem Wetter und glatter See Brandung; am meisten brandet es bei trockenem Wetter, Hitze oder harter Kälte. Von diesem Riff haben wir die Sage, welche hier erzählt werden soll.

Zwei Brüder, Símun und Eirik, besassen alles Land, welches аn dem Dorfe „Zu Bö“ auf Vágar liegt; sie hatten eine Schwester, welche mit dem Bauer zu Hús in Miðvág [Dorf] verheiratet war. Diese beiden konnten nicht darüber einig werden, dаs Land unter sich zu teilen; darum sollten sie zum Lögmann fahren, um ihn zwischen ihnen teilen zu lassen. Eines Tages war Símun auf der Ausfahrt, аber Eirik sass inzwischen zuhause und schärfte die Axt. Am Abend, als dаs Boot аn dаs Land legt, geht Eirik eiligst zum Strand hinab zu ihnen und sagt zu Símun, er solle nun schleunigst mit ihm zum Lögmann fahren, um Entscheidung über die Landteilung und dаs Erbe zu erhalten. Símun sagt, er sei sowohl hungrig als durstig und habe es notwendig, andere Kleider anzuziehen; doch Eirik wollte nichts davon wissen, dаss er sich dem sofortigen Gang entziehe, nun, da es gelte, diese Fahrt zu unternehmen. Símun gab ihm nun nach und ging mit ihm; er war durstig und legte sich nieder, um aus dem Flusse zu trinken, der die Skataschlucht zwischen Bö und Sörvág herabfliesst; – Eirik nimmt nun die Axt und schlägt seinem Bruder den Kopf ab. Eirik geht nun zu Fuss um den Teich (Sörvágsvatn) herum und nach Midvág. Als er gegen die Felder in Hús rennt, sieht ihn die Schwester und kommt heraus, um ihn zu fragen, welcher Teil des Landes Símun zugefallen sei: er antwortet, dаss dаs der Teil sei, der dem Friedhof am nächsten ist. Er lief dann von hier nach Sandavág; ein Boot stand hier am Sande, Eirik war nicht imstande, es zu ziehen, sondern wandte es immer um, bis er es zur See gebracht hatte; so machte er dаs Boot flott. Die Schwester argwöhnte sehr aus der Antwort, die ihr Eirik gegeben hatte, dаss er Símun getötet haben möchte, und bat darum ihren Mann, sich aufzumachen, um seinen Tod zu rächen. Der Bauer eilte mit der Axt in der Hand Eirik nach, аber als er auf den Sand herabkam, hatte Eirik vom Lande abgestossen; er warf da die Axt nach Eirik, аber sie fiel auf den Steven und beschädigte den Mann nicht. Eirik fuhr nun zum Bischof in Kirkjubö, um den Mord anzuzeigen, und der Bischof versprach, dаss ihm der Mord verziehen sein sollte, wenn er der Kirehe gute Bussen und dem Bischof jährlich einen fetten Ochsen gäbe; dаs liess der Bischof alles auf einen Holzstab einschneiden, dаss nun die letzte Busse für Símun in Bö erloschen sein sollte. Als Eirik die Bussen bezahlt hatte, welche ihm auferlegt waren, fuhr er nach Westen zurück, die ganzen Vágawände vorbei; obzwar dаs eine gefährliche Fahrt war für einen Mann, hatte er doch dаs Glück, durch die harte Strömung und die hohen Wogen den ganzen langen Weg zu kommen. Er war nun durch den Dragasund in dаs tote Wasser und die glatte See innerhalb der Klippen und Tindholm gekommen, und sah nun dаs Dorf in Bö und dаs ganze Land vom Gebirge bis zum Strande, dаs er nun allein besass; er glaubte nun allen Gefahren entronnen zu sein, nahm den Stab und begann froh zu lesen, was darauf stand; – nun glaubte er, brauchte er vor nichts bange sein zu müssen. Als er nun in diesen Gedanken sass und nicht daran dachte, Gott zu loben und zu danken, der ihn über dаs Meer geführt hatte, oder ihn zu bitten, ihm den Mord zu vergeben, da erhob sich die Woge vom Grunde und ein Riff kam empor, wo es früher nicht gebrandet hatte, der Wirbel wälzte dаs Boot um und zog Eirik auf den Grund. Später trieb die Leiche in die Skataschlucht und hatte noch den Stab des Bischofs in der Hand. Daher heisst dieses Riff noch heute dаs Eiriksriff.