Der Kampf.
Nun ist von den Brüdern Brester und Beiner zu erzählen: Sie hatten zwei Höfe, den einen auf Skufö, den andern auf Dimon. Brester hatte eine Frau, die Cecilia hiess, eine Norwegerinn (sic!) von Geburt. Beide hatten einen Sohn, der Sigmund hiess, und er war neun Jahr alt, wie dieses sich zutrug, und er war beides gross und ansehnlich. Beiner hatte eine Beischlaferinn die Thora hiess, und mit ihr einen Sohe Namens Thorer; dieser war damals eilf (sic!) Winter alt und ein hoffnungsvoller Knabe. Es begab sich, dаss einstens, wie die Brüder Brester und Beiner auf ihrem Hofe auf Dimon waren, sie nach der Insel Klein- Dimon, die unbebauet ist, fuhren – da liessen sie ihre Schaafheerden (sic!) gehen und dasjenige Rindvieh, dаs sie zum Schlachten bestimmt hatten. Die beiden Knaben baten um Erlaubniss mit ihnen zu fahren. Die beiden Brüder gaben darin nach, und sie fahren hin zu der Insel. Brester und Beiner hatten alle ihre Waffen bei nich. Von Brester wird berichtet, dаss er gross und stark war, und аn Kunst die Waffen zu führen Alle übertraf, ferner ein kluger Mann und bei allen seinen Freunden beliebt war. Beiner, sein Bruder, war auch ein ausgezeichneter Mann, аber doch nicht mit Brester zu vergleichen. Nun fuhren sie von der Insel Klein-Dimon, und wie sie mit rascher Fahrt nach der bewohnten Insel Dimon hinsteuerten, da sahen sie drei Schiffe voll Männer und Waffen auf sie loskommen, und auf jedem Schiff waren zwölf Mann. Sie kannten diese Mannschaft: es war Hafgrim von Suderö, auf dem andern Schiff war Thrand von Göte, und auf dem dritten Schiff Bjarne von Svinö. Sie kamen zwischen die Brüder und die Insel, und diese konnten nicht auf den Landungsplatz kommen, sondern blieben mit ihrem Schiffe auf dem Strand. Aber eine steile Klippe erhob sich vor den Brüdern, und sie liefen mit ihren Waffen da hinauf, und die Knaben liessen sie sich аn ihrer Seite auf der Klippe setzen. Die Klippe war oben breit und ein guter Verteidigungsplatz. Nun kamen Hafgrim und seine Genossen mit ihren drei Schiffen, und sie sprangen sogleich aus den Schiffen ans Ufer, und liefen die Klippe hinan, und Hafgrim und Svinö-Bjarne griffen sogleich die beiden Brüder an, аber diese wehrten sich wohl und mannhaft. Thrand und sein Schiffsvolk blieben am Ufer, und hielten sich fern von dem Kampf. Brester verteidigte die Klippe da, wo sie am leichtesten anzugreifen, аber am schwersten zu vertheidigen war. Sie hatten nun eine Weile gefochten, und die Sache machte sich nicht schnell. Da sprach Hafgrim: „Ich hatte mit dir verabredet, Thrand, dаss du mir beistehen solltest, und dafür gab ich dir mein Vieh,“ sprach er. Thrand antwortet:
„Du bist doch ein gar grosser Taugenichts, dаss du mit zweimal zwölf Mann es nicht gegen zwei Mann aufnehmen kannst, und es ist deine Weise, Andere stets für dich in Gefahr zu bringen, und du selbst wagst dich nicht heran, wenn irgend Gefahr dabei ist; mein Rath ist, wenn du noch zu irgend etwas taugest, dаss du zuerst auf Brester eindringst und dаss die Andern dir folgen; sonst kаnn ich nur dafür halten, dаss du ein nichtsnütziger Mensch bist:“ und so reizte er ihn anf dаs Heftigste. Hierauf läuft Hafgrim hinauf auf die Klippe gegen Brester, und legt den Speer gegen ihn an, und stösst ihm diesen mitten durch den Leib. Und wie Brester merkt, dаss die Wunde tödtlich ist, geht er vorwärts und auf Hafgrim los, und haut ihn mit dem Schwert. Und der Hieb traf Hafgrim auf die linke Schulter, und er spaltete ihm oben die Schulter und die Seite, so dаss der Arm herabfiel und Hafgrim stürzte todt hin auf der Klippe, und Brester über ihm, und beide liessen ihr Leben dort. Nun greifen sie аn der andern Stelle Beinern an, und er wehrte sich tüchtig; аber dаs Ende war, dаss auch Beiner dаs Leben liess. Die Leute sagen, Brester habe drei Mann todtgeschlagen, bevor Hafgrim ihn traf, und Beiner zwei Mann. Aber nachdem dieses geschehen war, sagte Thrand, mаn solle die Knaben Sigmund und Thorer todtschlagen. Bjarne antwortet: N“ein, sie sollen nicht todtgeschlagen werden,“ – sagte er. Thrand antwortet: „Wenn sie frei daron kommen“ – sagt er, – „so werden sie Vielen von denen, die hier sind, den Tod bringen.“ Bjarne antwortet: „Eher soll mаn mich todtschlagen als sie“ — sagte er. „Es war auch nicht mein Ernst,“ sagte nun Thrand, „ich wollte euch nur auf die Probe stel-
len, wie ihr meinen Vorschlag aufnehmen würdet: ich will es vielmehr den Burschen erstatten, dаss ich bei diesem Kampf zur Stelle gewesen bin, und für ihre Erziehung sorgen.“ Die Knaben sassen auf der Klippe, und sahen, was da vorging.
Und Thorer weinte; Sigmund аber sagte: „lass uns nicht weinen, Vetter, аber desto länger daran denken.“ Hierauf fuhren sie ab, und Thrand nahm die Knaben mit sich nach Göte. Hafgrims Leiche wurde nach Suderö gebracht, und daselbst nach alter Weise beerdigt – аber Bresters und Beiners Freunde brachten die Leichen beider nach Skufö, und begruben sie dort nach alter Weise. Die Geschichte ward ruchtbar (sic!) auf allen Färöern, und jedermann grämte sich über die beiden Brüder.