Thrands Rathschlag gegen Brester und Beiner.
Bald darauf fährt Hafgrim von Hause ab, und sechs Männer mit ihm; auch Gudrid, seine Frau, folgte. Sie hatten ein Schiff und fuhren nach Sandö; da wohnte Snäulf, sein Schwiegervater, der Vater Gudrids, seiner Frau. Und da sie auf dаs Eiland kamen, sahen sie keinen Menschen draussen vor dem Hofe und keinen auf dem ganzen Eilande; sie gehen nun auf den Hof, und hinein ins Haus, und werden wiederum keinen Menschen gewahr: da gehen sie in die Stube, und finden den Tisch mit Speise und Trank besetzt, аber keine menschliche Seele war zu sehen. Dieses kam ihnen wunderbar vor, und sie blieben die Nacht hindurch da.
Aber am Morgen darauf rüsteten sie sich zur Abfahrt, und fuhren längs der Insel. Da ruderte ein Schiff von der andern Seite der Insel ihnen entgegen, mit Menschen beladen, und sie erkannten den Bonden Snäulf und seine ganze Hausgenossenschaft.
Hafgrim ruderte ihnen nun entgegen, und begrüsste Snäulf, seinen Schwiegervater, аber dieser schwieg dazu. Da fragte Hafgrim den Snäulf, was er ihm hinsichtlich des Streits mit den Brüdern Brester und Beiner rathe, so dаss er Ehre davon trüge. Snäulf erwiedert: „Du handelst schlecht,“ spricht er, „dass du ohne Ursache bessere Männer, als du bist, verfolgest, und du wirst doch stets unterliegen.“ „Etwas Anderes wollte ich von dir haben als Zurechtweisung,“ spricht Hafgrim, „und ich will dich nicht weiter hören.“ Snäulf griff nach einem Spiess, und schoss auf Hafgrim; Hafgrim hielt seinen Schild vor, and der Spiess blieb darin stecken, so dаss er nicht verwundet wurde. Nachdem dieses geschehen war, schieden sie von einander, und Hafgrim fährt heim nach Suderö, und war schlecht zufrieden mit seiner Fahrt. Er und seine Frau hatten einen Sohn, der Össur hiess; er war neun Winter alt, wie dаs eben Erzählte sich zutrug, und ein hoffnungsvoller Knabe. So ging die Zeit nun hin. Hafgrim fährt von Hause nach Osterö zu Thrand, und Thrand nimmt ihn freundlich auf; und Hafgrim sucht Rath bei Thrand wegen der Sache zwischen ihm und den beiden Brüdern Brester und Beiner auf Skufö, und spricht, er, Thrand, sei der weiseste Mann auf den Inseln, und er, Hafgrim, wolle sich ihm gern erkenntlich beweisen. Thrand sagte, es sei ein wunderliches Ansinnen, dаss er аn irgend einem Anschlage gegen seine Verwandten Theil nehmen solle: doch, fügte er hinzu, scheint es dir kein Ernst zu sein, auch glaube ich, dаss du wohl Lust hast, andere Männer mit in deinen Anschlag zu ziehen, аber selbst nichts daran wenden willst, deinen Plan zu fördern. „So ist es nicht,“ sagte Hafgrim, „und ich will viel daran wenden, sofern du mit mir gemeinschaftliche Sache machen willst, dаss ich die beiden Brüder ums Leben bringe.“ Thrand erwiedert: Ich will dir Gelegenheit geben, den Brüdern beizukommen,“ sprach er, „aber du sollst mir dafür als Entgelt geloben, mir den Werth zweier Milchkühe jeden Frühling, und zwei Hunderte (Schilling) jeden Herbst zu geben, und diese Schuld soll dauern so lange du lebst, und auch noch nach deinem Tode; und ich bin auch nur dann dazu bereit, wenn du mehrere mit in den Plan ziehest: darum will ich, dаss du zu Bjarne, meinem Mutterbruder auf Svinö, reisest, und ihn mit in deinen Plan ziehst.“ Hafgrim bejahet dieses, und er fährt hin nach Svinö, und geht zu Bjarne, und bittet diesen um seine Theilnahme, so wie Thrand es mit ihm besprochen hatte. Bjarne antwortet, er werde аn dem Unternehmen keinen Theil nehmen, wenn ihm nicht eine reichliche Gabe eingehändiget werde.
Hafgrim bat ihn, ihm seine Meinung zu sagen. «Du sollst mir jeden Frühling den Werth dreier Milchkühe, und jeden Herbst drei Hunderte (Schilling) geben.“ Hafgrim bewilligt dieses, und fährt nach so verrichteter Sache nach Hause.