Sigmund Brestersön nimmt den christlichen Glauben an.
König Olaf zog nordwärts von Trondhjem, wie der Sommer zu Ende ging, und wie er nach Söndmöre kam und dort bei einem angesehenen Freisassen zum Gelage war, da erschien auf des Königs Botschaft von den Färöern Sigmund Brestersön mit Thorer, seinem Vetter. Wie nun Sigmund vor den König trat, so empfing ihn der König auf dаs Allergnädigste, und sie hatten sogleich eine Unterredung mit einander. Der König sagte: „Du hast wohl gethan, Sigmund, dаss du dich dieser Reise nicht entzogen hast. Dass ich dich zu mir entboten habe, ist besonders deshalb geschehen, weil mаn mir von deiner Tapferkeit und deinen Fertigkeiten viel erzählt hat: ich habe Lust ganz dein Freund zu sein, wenn du mir in demjenigen Folge leistest, was mir als dаs Wichtigste erscheint. Es sagen auch Mehrere, dаss es für uns beide nicht unpassend sei, Genossenschaft zu schliessen, da wir beide für nicht unmannhafte Männer gelten, sondern Widerwärtigkeiten und Unglück lange erduldet haben, bevor wir zu Ehre und Ansehen kamen, denn in unserer Verbannung und Knechtschaft sind unsere Schicksale nicht ungleich gewesen: So warst ein Kind und sahest es mit an, wie dein Vater ohne Grund erschlagen wurde; ich аber war noch im Mutterschoosse, wie mein Vater ohne allen andern Grund, als den der Bosheit und Gierigkeit seiner Verwandten, erschlagen ward. So hat mаn mir auch gesagt, dass, statt dir Busse zu bieten für den Mord deines Vaters, deine Verwandten im Gegentheil gesucht haben, dich zu tödten wie deinen Vater: darauf seiest du als ein Sklave verkauft worden, ja mаn habe sogar Geld dafür gegeben, dich zum Knecht und Sklaven zu machen; und auf solche Weise wurdest du verjagt und weggeführt von deinen Besitzungen und deinem Vaterlande, und hattest lange Zeit nichts um dein Leben zu fristen in einem unbekannten Lande, als dasjenige, was nach der Vorsehung des Allmächtigen wildfremde Menschen dir aus Barmherzigkeit angedeihen liessen. Nicht unähnlich mit dem, was ich jetzt von dir aufgerechnet habe, ist auch mir widerfahren. Denn kaum war ich geboren, so ward ich von meinen Landsleuten verfolgt, und es wurde mir nachgestellt; ja sie gingen damit um, mich ums Leben zu bringen, so dаss meine Mutter in Jammer und Noth mit mir von ihrem Vater, ihren Verwandten und Allem, was sie besass, fliehen musste; so verflossen die drei ersten Jahre meines Lebens. Darauf wurden wir beide von Wikingern genommen, und ich wurde von meiner Mutter getrennt, so dаss meine Augen sie seitdem nicht wiedersahen; dreimal wurde ich als Sklave verkauft; ich war in Estland unter lauter wildfremden Menschen, bis dаss ich neun Jahre alt wurde; da kam einer meiner Verwandten dahin, der meine Herkunft erspürte; er löste mich aus der Knechtschaft und nahm mich mit sich nach Gardarike, und da war ich die folgenden neun Jahre in der Verbannung, wiewohl ich für einen freien Mann galt. Nun kam ich etwas zu Kräften und genoss mehr Ehre und Ansehen bei König Waldemar, als es passend dünkte, einem Ausländer zu Theil werden zu lassen; auch dieses ist mit dem Ansehen zu vergleichen, in welchem du bei Jarl Hakon standest. Nun ist es endlich so weit gekommen, dаss wir beide im Besitz unsers väterlichen Erbes und unsers Vaterlandes sind, nachdem wir lange Glück und Ansehen haben entbehren müssen. Ich habe nun, besonders weil ich vernommen, dаss du niemals nach der Weise anderer Heiden den Götzen geopfert hast, zu dir die gute Hofinung, dаss der hohe König des Himmels, der Schöpfer aller Dinge, durch meine Worte dich zur Erkenntniss seines heiligen Namens und des heiligen Glaubens führen wird, und dich zu meinem Genossen in der wahren Gottesfurcht machen wird, so wie du mir ähnlich bist in Kraft und Fertigkeiten und andern Gaben seiner Gnade, die er dir so wie mir verliehen hat, lange zuvor ehe ich einige Kenntniss von seiner Herrlichkeit hatte. Es gebe nun der allmächtige Gott, dаss es mir gelinge, dich zu dem wahren Glauben zu bekehren und dahin zu bringen ihm zu dienen, so dаss du hernach durch seine Barmherzigkeit nach meinem Vorbilde und mit meiner Ermunterung alle deine Untergebenen zu seiner Herrlichkeit führest; und dieses wird, wie ich hoffe, geschehen. Du wirst auch, wenn du meinen Worten folgest, die ich zu dir gesprochen habe, und mit fester Treue Gott dienest, in Freundschaft und Ehre bei mir bleiben, wiewohl dieses nichts gegen die Huld und Seligkeit ist, welche der allmächtige Gott dir verleihen wird, so wie jedem andern, der seine Gebote hält aus Liebe des heiligen Geistes, zu herrschen mit seinem lieben Sohne, dem König aller Könige, ewiglich in der höchsten Herrlichkeit des Himmelreichs.“ Wie der König seine Rede geschlossen hatte, erwiederte (sic!) Sigmund: „Es ist euch bekannt, Herr; was Ihr auch so eben in eurer Rede erwähnt habt, dаss ich Jarl Hakons Dienstmann war: er behandelte mich sehr gut, und ich war mit meinem Zustande ganz zufrieden: denn er war huldreich und besorgt und liebevoll gegen seine Freunde, wiewohl er grausam und ränkevoll gegen seine Feinde war; аber es ist zwischen euren Religionen ein grosser Unterschied. Doch da ich aus eurer freundlichen Zurede ersehe, dаss die Religion, welche Ihr habt, in jeder Hinsicht schöner und besser ist, als diejenige, welche die Heiden haben, so bin ich bereit euerm Rathe zu folgen und mir eure Freundschaft zu gewinnen; und dieserhalb will ich nicht den Götzen opfern, denn ich sahe schon lange ein, dаss dieser Glaube nicht heilsam ist, wiewohl ich keinen bessern kannte.“ König Olaf war erfreut über Sigmunds Antwort, und dаss er den Antrag so bereitwillig annahm. Sigmund wurde getauft und mit ihm sein ganzes Gefolge, und der König liess ihn in dem Worte Gottes unterrichten. Sigmund blieb den Winter über bei dem Könige, und stand in grossen Ehren.