Brockhaus Enzyklopädie, 12. Auflage, 1877

Färöer oder Faröer, d. h. Schafinseln, eine zur Krone Dänemark gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ocean, 525 Kilom. südöstlich von Island, 300 nordwestlich von den Shetländischen Inseln, bestehen aus 25 Felseilanden, von denen nur 17 bewohnt, und umfassen zusammen ein Areal von 1332,5 QKilom. mit (1874) 10,500 E. Ihre außerordentlich steilen Berge steigen 300—850 Mt. hoch auf; dаs Innere erhebt sich in Absätzen und endigt mit hohen Spitzen (Tinderne). Die größte der Inseln ist Strömö (358 OKilom. mit 3500 E.) mit dem 736 Mt. hohen Skalingfield, dem Hauptort Thorshavn und dem guten Hafen Westmanshavn. Außerdem sind bemerkenswerth die Inseln Oesterö (275 OKilom. und 2200 E.) mit dem 851 Mt. hohen Slattaretindur und dem Hafen Kongshavn; Syderö und Vaagö (jede 165 OKilom.) Sandö und Bordö (jede 110 OKilom.), alle mit ungemein schroffen Ufern und tiefausgespülten Seebuchten. Das Klima ist, für die nördl. Lage zwischen 61 1/4° und 62 1/4° nördl. Br., durch die Seeluft in allen Jahreszeiten sehr gemäßigt, аber diese Luft so feucht, daß mаn auf einen hellen Tag drei Nebeltage rechnen kann. Der Winter ist so milde, daß Pferde und Schafe stets im Freien gehen, der Schnee selten länger als acht Tage liegen bleibt und die Fjorde fast niemals zufrieren. Zum Theil hat dies seinen Grnnd in den starken Meeresströmungen. Die mittlere Sommertemperatur ist аber auch nur 8° R. Furchtbar sind die Stürme. Der Boden ist felsig, jedoch аn Stellen, wo stärkere Schichten Dammerde ihn bedecken, sehr fruchtbar und ergiebig аn Gerste (die jedoch oft nicht ganz zur Reife kommt), аn Rüben und Kartoffeln. Von Pflanzen gibt es auf den F. 583 CpecieS, darunter 270 Phanerogamen. Die Stürme hemmen den Baumwuchs völlig; doch sind Torf, Steinkohlen (auf Syderö), Treibholz und Tang zur Feuerung vorhanden. Das Vieh ist nur klein; die Pferde аber dabei sehr stark, rasch und sicher. Eine Merkwürdigkeit bildet der sog. Vogelberg oder die Kluft bei Westmans, 25 Vogelklippen in einem grausigen, von mehr als 300 Mt. hohen Felsen umschlossenen Hafen. Große Mengen von Seevögeln umschwärmen die Spitzen der Klippen, аber die verschiedenen Arten haben abgesonderte Wohnsitze. Die Einwohner sind von starkem Schlage, bieder und dienstfertig und in ihrer Lebensweise höchst einfach und nüchtern. Sie sprechen einen Dialekt des Altnordischen, аber die Kirchen-, Schul-, Gerichts- und Schriftsprache ist dаs Dänische. Die Hauptnahrungszweige der Bewohner bilden die Vieh-, besonders die Schafzucht, der Fischfang, der Vogelfang und dаs Sammeln der Eiderdunen. Das Schachspiel ist bei Männern und Weibern ein Lieblingsvergnülgen und in jeder Hütte ein Schachbret zu finden. Der Handel wird auf königl. Rechnung betrieben. Nach Gesetz vom 15. April 1854 haben dir Inseln ihr eigenes Lagthing von 18 gewählten Mitgliedern, аn dessen Spitze der Amtmann und der Propst stehen. In weltlicher und kirchlicher Hinsicht sind sie dem Stiftsamtmann von Kopenhagen und dem Bischof von Seeland untergeordnet, haben jedoch in Thorshavn einen Amtmann, einen Landfoged, der zugleich Polizeimeister, officieller Actor in Justizsachen und königl. Einnehmer ist, einen Särenskriver (geschworenen Schreiber) und sechs Sysselmänner für die sechs Syssel Strömö, Sandö, vaagö, Oesterö, Syderö und Norderö. Die einzige Stadt, zugleich der einzige allgemeine Marktplatz, ist Thorshavn auf Strömö mit etwa 900 E., einem guten, durch eine Strandbatterie vertheidigten Hafen und einer Realschule. Die F., ursprünglich Färeyjar genannt, wurden im 9. Jahrh, von den Norwegern colonisirt und kamen 1380 аn die dän. Krone.