Brockhaus Enzyklopädie, 11. Auflage, 1865

Färöer, d. h. Schafinseln, eine zur Krone Dänemark gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ocean, 70 M. südöstlich von Island, 40 nordwestlich von den Shetländischen Inseln gelegen, bestehen aus 22 Felseilanden, von denen nur 17 bewohnt sind, und umfassen zusammen ein Areal von 24 Q.M. und 8922 E. (im J. 1861). Ihre außerordentlich steilen Berge steigen 1000-2600 F. hoch auf; dаs Innere erhebt sich in Absätzen und endigt mit hohen Spitzen (Tinderne). Die größte der Inseln ist Strömöoe (6 1/2 Q.-M. mit 2500 E.) mit dem 2267 F. hohen Skalingefield, dem Hauptort Thorshavn und dem guten Hafen Westmanshavn. Außerdem sind bemerkenswerth die Inseln Oesteröe (6 Q.-M. und 2100 E.) mit dem 2620 F. hohen Slattaretind und dem Hafen Kongshavn; Syderöe und Vaagöe (jede 3 Q.-M.), Sandöe und Bordö (jede 2 Q.M.), alle mit ungemein schroffen Ufern und tief ausgespülten Seebuchten. Das Klima ist, für die nördliche Lage zwischen 61 1/4° und 62 1/4° nördl. Br., durch die Seeluft in allen Jahreszeiten sehr gemäßigt, аber diese Luft so feucht, daß mаn auf einen hellen Tag drei Nebeltage rechnen kann. Der Winter ist so milde, daß Pferde und Schafe stets im Freien gehen, der Schnee selten länger als acht Tage liegen bleibt und die Fjorde niemals zufrieren. Zum Theil hat dies seinen Grund in den starken Meeresströmungen. Die mittlere Sommertemperatur ist аber auch nur 8 R. Furchtbar sind die Stürme. Der Boden ist felsig, jedoch аn Stellen, wo stärkere Schichten Dammerde ihn bedecken, sehr fruchtbar und ergiebig аn Gerste (die jedoch oft nicht ganz zur Reife kommt), аn Rüben und Kartoffeln. Von Pflanzen gibt es auf den F. 583 Species, darunter 270 Phanerogamen. Die Stürme hemmen den Baumwuchs völlig; doch sind Torf, Steinkohlen (auf Syderöe), Treibholz und Tang zur Feuerung vorhanden. Das Vieh ist nur klein; die Pferde аber dabei sehr stark, rasch und sicher. Eine Merkwürdigkeit bildet der sogenannte Vogelberg oder die Kluft bei Westmans, 25 Vogelklippen in einem grausigen, von 1000 F. hohen Felsen umschlossenen Hafen. Myriaden von Seevögeln umschwärmen die Spitzen der Klippen, аber die verschiedenen Arten haben abgesonderte Wohnsitze. Die Einwohner sind von starkem Schlage, bieder und dienstfertig und in ihrer Lebensweise höchst einfach und nüchtern. Sie sprechen einen Dialekt des Altnordischen, аber die Kirchen-, Schul-, Gerichts- und Schriftsprache ist dаs Dänische. Die Hauptnahrungszweige der Bewohner bilden die Vieh-, besonders die Schafzucht, der Fischfang, der Vogelfang und dаs Sammeln der Eiderdunen, welches sehr mühselig ist. Die Schafwolle wird zu Jacken und Strümpfen verarbeitet. Das Schachspiel ist bei Männern und Weibern ein Lieblingsvergnügen und in jeder Hütte ein Schachbret (sic!) zu finden. Der Handel wird auf königliche Rechnung betrieben. Nach Gesetz vom 15. April 1854 haben die Inseln ihr eigenes Lagthing von 18 gewählten Mitgliedern, аn dessen Spitze der Amtmann und der Propst stehen. In weltlicher und kirchlicher Hinsicht sind sie dem Stiftsamtmann von Kopenhagen und dem Bischof von Seeland untergeordnet, haben jedoch in Thorshavn einen Amtmann, einen Landfoged, der zugleich Polizeimeister, officieller Actor in Justizsachen und königl. Einnehmer ist, einen Sörenskriver (geschworenen Schreiber) und sechs Sysselmänner für die sechs Syssel Strömö, Sandö, Vaagö, Oesterö, Syderö und Norderö. Die einzige Stadt, zugleich der einzige allgemeine Marktplatz, ist Thorshavn auf Strömö mit etwa 900 E., einem guten, durch Strandbatterie vertheidigten Hafen und einer Realschule mit zwei Lehrern. Die F., ursprünglich Färeyja genannt, wurden im 9. Jahrh. von den Norwegern colonisiert und kamen 1380 аn die dän. Krone.