Einige Notizen über die Färöer

Christian Ployen

Archiv für Geschichte, Statistik, Kinde der Verwaltung und Landesrechte der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg 1843 (2), Seite 142-146 [FAB-2270]

Im Handels- og Industrie-Tidende 1840, No. 72, 73 sind untenstehende Notizen unter andern über den Heringsfang unweit der Färöer von dem Amtmann auf diesen Inseln, Herrn Ployen, mitgetheilt, welche von hohem Interesse sind, und eine frühere in dаs N. St. M. Bd. IX. S. 722 u. flgd. aufgenommene Abhandlung «über Dänemarks Heringsfischerei“ ergänzen.

Seit langer Zeit haben die französischen und holländischen Seeleute, welche jährlich unter den Färöern und Island fischen, die im Westen von den Färöem belegenen Fischerbänke gekannt und besucht, von denen sie nicht zu berechnende Reichthümer geholt haben. Diese fremden Gäste kommen von Weitem her, und eine leichte Sache würde es für die Färinger seyn, jährlich wenigstens einen Monat zeitiger auf der Bank zu fischen, bevor ein einziges Schiff vom Auslande dahin kommen könnte; bekannt аber ist’s, daß wer zuerst auf die Fischerei kömmt, in der Regel auch den besten Fang macht. So lange аber die Färöer monopolisirt sind, wird eine so wünschenswerthe und erfreuliche Veränderung in den jetzt bestehenden Verhältnissen nicht eintreten. Die Fremden werden nach wie vor auf Färöe’s großer Fischbank fischen, und die Landeskinder werden sich ferner darüber ärgern müssen, daß sie zwanzig und mehr Fahrzeuge auf derselben liegen sehen, während sie selbst mit ihren offenen Bööten (sic!) sich nicht so weit vom Lande wagen, um den Segen holen zu können, welcher ihnen bestimmt zu seyn scheint. Die Ursache dazu ist nicht Fahrlässigkeit von Seiten der Färinger; sie ist mit wenigen Worten leicht angegeben: unter einem Monopol kаnn keine Industrie gedeihen; die im Voraus bestimmten Regeln und Preise, nach welchen und zu welchen die Färinger den Ertrag ihrer Betriebsamkeit abzusetzen haben, sind eine unübersteigliche Schranke für eine jede Verbesserung in ihren Erwerbszweigen.

Die französische Regierung erkennt vollkommen die Wichtigkeit der Fischereien in den nördlichen Meeren von Seiten ihrer Unterthanen, nicht allein wegen der Betriebsamkeit und des Verdienstes, welche diese einer Menge Menschen verschaffen, sondem auch, weil diese Fischerei eine große Anzahl von erfahrnen und abgehärteten Seeleuten bildet, welche zu dem Dienst der Kriegsflotte ausgehoben werden können, wenn die Nothwendigkeit es erfordert. Diese letzte Rücksicht habe ich selbst mir nicht so wichtig gedacht, sondem habe sie von mehreren französischen Seeoffizieren rühmen gehört. Theils um nöthigen Falls z. B. durch ärztliche Hülfe den vielen Franzosen beizustehen, welche sich jährlich unter Island aufhalten, theils, um unter diesen rohen Menschen Ordnung zu hatten, werden jetzt jährlich zwei Kriegskutter von Franfteich ausgesandt, von welchen der Eine auf der westlichen, der Andere auf der östlichen Küste von Island stationirt ist. Die französischen Seeoffiziere werden nach der Reihe zu diesem unangenehmen und beschwerlichen Dienste auscommandirt, ein jeder auf zwei hinter einander folgende Jahre und zwar so, daß derselbe Offizier das
eine Jahr seine Station auf der Ostküste, dаs folgende Jahr auf der Westküste von Island hat. Die muntern Franzosen nennen diesen Zeitraum ihres Dienstes „die fünf Winter hinter einander,“ weil sie die zwei Sommer, welche sie unter Island zuzubringen genöthigt sind, für schlimmer halten als die Winter in Frankreich.

Im Mai 1840 lief in Thorshavn auf den Färöern der „l’Eperlan“ ein, commandirt von dem Seelieutenant d’Estrémont de Mauervise, welcher mir mittheilte, daß er zufolge ausdrücklichen Befehls seiner Vorgesetzten gekommen sey, um Nachricht einzuziehen, wie die Fischer von Dünkirchen sich verhielten, wenn sie in unsern Häfen vor Anker lägen. Da viele Veranlassungen vorhanden sind, sich über diese Menschen zu beschweren, versäumte ich diese gute Gelegenheit nicht, die Schiffsführer von Dünkirchen namentlich anzugeben, welche sich während meiner Amtszeit auf den Färöern unruhig und ungehorsam gegen die Behörden daselbst gezeigt hatten. Ich besah mit vielem Vergnügen dieses kleine französische Kriegsschiff, welches eine Besatzung von überhaupt 30 Mann hatte und in jeder Hinsicht in dem höchsten Grad von Ordnung und Vollkommenheit gehalten wurde; oft habe ich gewünscht, daß bloß ein so kleines Kriegsschiff dann und wann unsre Flagge unter den Fremden, welche unsre Häfen besuchen, zeigen möchte; dieses würde ohne Zweifel den erforderllchen Respect einflößen. Angenommen übrigens, daß die Besatzung auf einem Kutter 30 Mann erfordert, so würde es hinreichend seyn, wenn er von Dänemark mit 20 Mann aussegelte und alsdann auf den Färöern die mangelnden 10 erhielt. Den Färingern würde dadurch eine wahre Wohlthat erwiesen werden, indem mаn sie auf diese Messe zum Dienst als Matrosen gewöhnte, welchen auszuführen sie in hohem Grade geschickt sind, und zu welchem sie auch Lust haben, wenn sie nicht zu streng behandelt werden; аber dieses hat mаn zur Zeit nicht zu befürchten. Seitdem ich anfing, über diese Sache nachzudenken, habe ich jede Gelegenheit benutzt, die sich mir darbot, um die dänischen Mattosen, welche nach den Färöern kommen, zu fragen, ob sie auf den Kriegsschiffen gedient haben, und wie sie in diesem Fall mit dem Dienst und der Behandlung zufrieden wären, und sie haben mir einstimmig gesagt, daß die Behandlung mild und die Kost ausgezeichnet auf den Kriegsschiffen sey; daß der Mann, welcher sich gut aufführt, auch gut behandelt würde; daß der einzige Grund zur Klage im Dienst auf den Kriegsschiffen der geringe Lohn sey, welcher gegeben wird.

Ferner habe ich gedacht, daß unsere Seeoffiziere, wenn ein kleines Kriegsfahrzeug bei den Färöern stationirt werden sollte, in mehreren Jahren eine nützliche und interessante Beschäftigung darin würden finden können, eine neue und genaue Karte von dem Lande aufzunehmen; indem sie die Häfen der Inseln sondirten und beschrieben, endlich indem sie die Belegenheit der großen westlichen Fischbank bestimmten, vielleicht mehrere Bänke in der Nähe der Inseln entdecken könnten. Es ist nicht so außerordentlich lange her, daß die sogenannte Regents Fishingbank, welche im Westen von Shetland liegt, entdeckt, oder richtiger, wieder gefunden wurde. Diese ist sehr ergiebig gewesen und hat eine bedeutende Ausbeute, sowohl аn die Shetlands-, als Orkney-Jnseln gegeben. Die französischen Seeoffiziere benutzten ihre Gegenwart unter den Färbern und Island zu solchen Zwecken, und Herr Maucroir erzählte mir, daß er im vorigen Jahre (d. h. 1839) die Lage der färöeischen Fischbank genau untersucht habe, weil die Schiffer auf den französischen Schiffen nur eine empirische Art, sie auszufinden, hätten, wenn sie dаs nördliche Ende von Süderöen oder Klein Dimen oder einige Punkte von Myggnäs (sic!) als Abgangspunkt benutzen könnten. Auf mein Verlangen theilte er mir wohlwollend die Resultate seiner Untersuchungen mit. Ich führe sie hier nach seiner schriftlichen Aufgabe bloß mit der vorläufigen Bemerkung an, daß die Meilen, welche im Original französische Seemeilen (lieues maritimes francaises) sind, zu geographischen Meilen reducirt worden sind.

«Die färöeische Fischerbank liegt 9 3/4 Meilen im Westen, 1/4 S. M. auf dem Compaß von Myggenäs. Die Mittettiefe ist 70 Faden; Kreidegrund. Die längste Ausdehnung gegen Norden ist 61° 40′ nördlicher Breite. Die längste Ausdehnung gegen Süden ist 61° 0′ nördlicher Breite. Die ungefähre Länge «(longitude approchée) ist 12° W. Das nördliche Ende der Bank ist 5 1/4 – 6 Meilen breit. Ihr südliches 2 1/4 — 3 Meilen breit. Die ganze Länge der Bank beträgt 9 3/4 – 10 1/2 Meilen. — Nota. Die Bank erstreckt sich in einen Halbcirkel von R. W. «nach S. O. mit der concaven Seite gegen die Inseln gewandt. — Der seichteste Theil der Bank hat nur 45 Faden Wasser und Klippengrund. Diesen findet mаn auf der Mitte der Bnk, sowohl nach der Länge, als nach der Breite gerechnet. Auf den andern Stellen ist ihr Grund Kreide, oder Kreide und Sand. Wenn mаn 75 oder höchstens 80 Faden keinen Grund findet, verliert mаn diesen plötzlich.“

Es scheint mir übrigens nach diesen Angaben merkwürdig genug, daß die Bank, welche ungefähr nur um ein Drittel kleiner ist, als die Färöer, fast dieselbe Gestalt hat, als die Inselgruppe: die größte Breite gegen Norden, abnehmend wie ein Keil gegen Süden, ausgehöhlt auf der Ostseite, ihre größte Höhe, gleich wie Stromöe’S Bergkette, in der Mitte, und gleich wie alle Faröer, plötzlich tiefes Wasser dicht bei der steilen Klippenseite.

p. t. Kopenhagen, den 22. August 1840.