Siegfried Remertz
Mitteilungen der Islandfreunde 1924 (XII/1/2), Seite 23 [FAB-2417]
Am 22. Januar haben die Wahlen zum färöschen Lagthing stattgefunden, die der Sambandsparti einen erheblichen Erfolg gebracht haben. Diese Partei, die keine Änderung der staatsrechtlichen Stellung der Inselgruppe zu Dänemark wünscht, erhielt 3671 Stimmen, während es die Selvstyreparti (Selbstverwaltungspartei) auf nur 2390 Stimmen brachte. Außerdem erhielt eine parteilose Liste 139 Stimmen. Die Sambandsparti erhielt 13, die Selvstyreparti 10 Mandate. Gegenüber den beiden letzten Wahlen von 1918 und 1920 zeigt sich eine wesentliche Zunahme der Stimmenzahl der Sambandsparti, die nunmehr nur noch auf Sandö in der Minderheit ist.
Infolge eines nicht ganz gerechten Wahlgesetzes erhielt die Selvstyreparti bei den Wahlen von 1918 und 1920 die Mehrheit der Mandate, obgleich sie аn Stimmenzahl hinter der Sambandsparti schon damals zurückstand. — Bis jetzt waren der Amtmann Und der Propst kraft ihrer Ämter Mitglieder des Lagthing gewesen, welche Bestimmung jetzt abgeschafft ist.
Unter den gewählten Angehörigen der Sambandsparti befinden sich Landsthingsabgeordneter Effersön und Folkethingsabgeordneter Samuelson, unter den gewählten Angehörigen der Selvstyreparti der „Königsbauer“ J. Patursson.
Die Wahlen zeigen, daß die Mehrzahl der Färinger sowohl einer Loslösung von Dänemark auch der von Norwegen ausgehenden sogenannten norrönen Bewegung ablehnend gegenübersteht.
Halle a. S. R. Remertz