Dänemark. Die Nebenländer und die Kolonien

H. Weitemeyer

Dänemark 1889, Seite 155-156 [FAB-3243]

Die Færöer liegen im atlantischen Ocean unter 62° N.B. und 7°W. L., etwa 380 km nördlich von Schottlands Nordspitze, fast 700 km von Norwegens Westküste und über 1000 km von der nächsten dänischen Küste entfernt. Die Inselgruppe besteht aus 17 bewohnten Inseln, von denen die grösste, Strömö, kaum 400 qkm gross ist, sowie aus einer Anzahl kleinerer Werder und Klippen mit einem Gesammtflächeninhalt von 1300 qkm (24 □ Meilen). Alle Inseln bestehen aus vulkanischen Gebirgsmassen, Trapp und Basalt, und haben wilde, zerrissene Küsten mit steilen Felswänden, die schroff nach dem Meere zu abfallen. Der feste Trapporphyr ist mit weicheren Schichten vermischt, die verwittern, so dаss die Massen zusammenstürzen und Terrassen bilden, die sog. «Hamre»; namentlich die Umgebungen der Fjorde gleichen Amphitheatern, wo sich die eine Terrasse über der anderen erhebt. Im Innern dagegen bilden die Felsen Ebenen, über denen einzelne Klippenmassen in einer Höhe von 8—900 m emporragen. In den niederen Partien sind die Felsgründe mit einer dünnen Erdschicht bedeckt, die sich durch üppigen Graswuchs auszeichnet, weshalb die Viehzucht die hauptsächlichste Erwerbsquelle der Bewohner ist; dieselbe wird auch in hohem Grade begünstigt durch dаs milde Inselklima, dаs in Folge der warmen Strömungen des Atlantischen Oceans herrscht. Die Durchschnittstemperatur beträgt über 6° C., und der Winter ist weit milder als in Dänemark, so dаss dаs Vieh dаs ganze Jahr hindurch im Freien weiden kann. Das wichtigste Haustier ist dаs Schaf, dessen Wolle von den Bewohnern selbst zu Kleidungsstücken verarbeitet wird (zu Jacken, Fausthandschuhen und Strümpfen). Die dünne Erdschicht ist dagegen weder für den Baumwuchs noch für den Ackerbau ausreichend, es wird nur ein wenig Gerste gebaut, im Übrigen fast ausschliesslich Kartoffeln und Rüben. Die Fischerei und der Vogelfang bilden eine wichtige Erwerbsquelle; von besonderer Bedeutung ist der Fang der Delphine (z. B. Phocaena globiceps), die in grossen Schaaren in den Buchten Zuflucht suchen.

Die Færöer gehörten im Mittelalter zu Norwegen und wurden zu Ende des 9ten Jahrhunderts unter König Harald Haarfager bevölkert; bei Norwegens Trennung von Dänemark i. J. 1814 blieben sie jedoch bei dem letztgenannten Reiche. Die geringe Bevölkerung, etwa 11000 Einw., spricht einen besonderen Dialekt der altnordischen Sprache, die Kirchen- und Schulsprache ist аber dänisch. Die Inseln gehören unmittelbar zum Königreiche und bilden ein Amt für sich; in kirchlicher Beziehung gehören sie zum sjælländischen Stift. Es giebt dort keine Städte, nur einzelne Häusergruppen und auf den grösseren Inseln einige Handelsplätze, von denen Thorshavn auf Ströme am meisten Ähnlichkeit mit einer Stadt hat.