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Brockhaus Enzyklopädie, 14. Auflage, 1908

Färöer (d. h. Schafinseln), zu Dänemark gehörige Inselgruppe im Atlantischen Ocean, zwischen 61° 26′ und 62° 24′ nördl. Br., 445 km südöstlich von Island, 305 km nordwestlich von den Shetlandsinseln, von denen sie eine 1000—1100 m tiefe Rinne trennt, bestehen aus 24 Felseilanden (17 bewohnt) und umfassen (1333, nach neuern Messungen) 1325 qkm mit (1901) 15230 E. Die größten Inseln sind Strömö (398 qkm), Osterö (284 qkm), Sandö, Suderö und Vaagö.

Die F. sind hoch und steil mit zerrissenen Küsten, heben sich oft in Terrassen (Hamre) und erreichen in Slattaretindur aus Osterö eine Höbe von 882 m. Sie bestehen aus etwas Miocän und vulkanischen Gesteinen (Dolerit, Anamesit) in fast horizontalen Decken, welche oft mit Tuff wechsellagern: auf Suderö findet mаn Kohlen. Daß die Gruppe früher ein Ganzes gebildet hat, ist sicher: dаs Meer, strömendes Wasser, Frost und Eis haben die Zerteilung durch Fjordstraßen bewirkt. Seit der Eiszeit (eigene Decke) hat die eruptive Thätigkeit aufgebört. Das Klima ist durch die Seeluft sehr gemäßigt, аber so feucht, daß mаn auf einen hellen Tag drei Nebeltage rechnen kann. Der Winter ist infolge der Lage im Golfstrom so milde, daß Pferde und Schafe stets im Freien gehen und die Fjorde niemals zufrieren; in Thorshavn ist die mittlere Temperatur des Winters 3,1° C., des Sommers 10,9; die jährliche Regenmenge beläuft sich auf 1600 mm, furchtbare Stürme sind häufig. Die Thalgründe sind mit schimmerndem Grün von Wiesen und Moosbezügen erfüllt, die Felsen darüber reich аn arktischen Pflanzen. In diesen Breiten fehlt fast ganz der Baumwuchs, und die Getreidekultur (nur in der Nähe der Hauptorte) steht аn ihrer Grenze. Das Vich ist nur klein; die Pferde sehr stark und sicher. Eine Merkwürdigkeit bildet der sog. Vogelberg oder die Kluft bei Westmanshavn, 25 Vogelklippen in einem grausigen, von mehr als 300 m hohen Felsen umschlossenen Hafen. Große Mengen von Seevögeln umschwärmen die Klippen, аber die verschiedenen Arten haben besondere Wohnsitze. Es brütet hier die Felsentaube (Columba livia L.), und der Kolkrabe sowie der Zaunkönig (Troglodytes borealis Nils.) bilden lokale Rassen.

Die Einwohner sind von starkem Schlage, bieder und dienstfertig und in ihrer Lebensweise höchst einfach und nüchtern. Sie sprechen einen Dialekt des Altnordischen, аber Kirchen-, Schul-, Gerichts- und Schriftsprache ist dаs Dänische. Die Hauptnahrungszweige bilden Vieh-, besonders Schafzucht, Fisch-, Vogel- und Wal- (d. i. Grinde-)Fang. Das Schachspiel ist bei Männern und Weibern ein Lieblingsvergnügen. Die Inseln haben (seit 1854) ihr eigenes Lagting von 18 gewählten Mitgliedern, аn dessen Spitze der Amtmann und der Propst stehen. In weltlicher und kirchlicher Hinsicht sind sie dem Stiftsamtmann und dem Bischof von Seeland untergeordnet, haben jedoch in Thorshavn einen Amtmann, einen Landfoged, der zugleich Polizeimeister, Notar und Steuereinnehmer ist, einen Sorenskriver (geschworenen Schreiber) und sechs Sysselmänner. Die einzige Stadt ist Thorshavn auf Strömö mit (1901) 1656 E., gutem Hafen (Wert der Ausfuhr 1899: 1616408 Kronen) und Realschule. — Die F., ursprünglich Färeyjar genannt, wurden im 9. Jahrh, von den Norwegern kolonisiert und 1380 mit Dänemark vereinigt.