Finn Salomonsen
Ornithologische Monatsberichte 1926 (34), Seite 140-142 [FAB-2555]
Im letzten Jahre war ich so glücklich, eine Reise nach Grönland machen zu können. Ich fuhr von Kopenhagen am 7. Juni 1925 ab und langte in Grönland am 21. Juni an. Von diesen 14 Tagen wurden neun auf dem Atlantic verbracht. Ich notierte hier sorgfältig alle Vögel, die ich bemerkte, auf. Wir passierten am 10. Juni die kleine Insel Fair Isle zwischen den Orkney- und Shetlandsinseln, auf etwa 60° n. Br. gelegen. Die ganze Reise bewegte sich auf diesem Breitengrad; erst am 19. Juni, nachdem wir am Kap Farvel, dem südlichsten Vorposten Grönlands, vorübergefahren waren, segelte dаs Schiff nordwärts. Auf der Hinreise wehte häufig ein kräftiger Wind und in der Nähe von Kap Farvel herrschte Sturm, leider drang die Sonne nur sehr selten aus den grauen Wolken hervor. Die gemeinsten Vögel, die wir trafen, waren Fulmarus g. glacialis, Puffinus p. puffinus, Puff. gravis und Oceanodroma l. leucorrhoa. Näher am Land wurden sehr oft einige Alciden, z. B. Fraiercula arctica grabae und arctica, gesehen. Am Land wurden auch andere, z. B. Möwen, nicht selten beobachtet. Mit Ausnahme des 10. Juni, аn welchem Tage wir аn Fair Isle vorüberfuhren, wurden eigentlich nicht viele Species bemerkt.

Die Anzahl der Arten scheint also inmitten des Ozeans beinahe konstant 2 zu sein, während sich diese Anzahl, wenn mаn sich dem Land nähert, vergrößert. Daß ich am 15. Juni plötzlich mehr Sturmvögel als die dаs Schiff begleitenden sah, beruht darauf, daß wir einer Schar von Walen begegneten. Diese Walscharen werden nämlich auch von Sturmvögeln begleitet. Sehr interessant war es, den Oceanodroma zuzusehen: wie sie, als wären sie Fledermäuse, über die Wellengipfel hinjagten und oft auf dem Wasser mit gehobenen Flügeln spazierten; oder wie sie sich auf die unruhigen Wellen setzten. Einige folgten dem Schiff, vielleicht weil die Schraube Nahrung für sie emporwirbelte.
Die Rückfahrt über den Nord-Atlantic fand vom 20. bis 26. September statt. Am 20. September segelten wir am Kap Farvel vorüber und am 26. September langten wir auf die Färöern an. (Etwa 61,5° n. Br.) Die Uebersicht ist diesmal ein wenig verschieden.
Man sieht, daß die Artenanzahl nicht so konstant ist, sie schwankt etwas, ist im ganzen ein bischen höher. Der Zug der nördlichen Vögel ist daran Schuld. Sterna macroura, Phalaropus lobatus und einige Sperlingsvögel wurden beobachtet, und es ist sehr wahrscheinlich, daß sie auf dem Zuge nach Europa waren. Die kleinen Sperlingsvögel waren sehr erschöpft, und wäre dаs Schiff nicht gekommen, so wären sie ins Wasser gefallen. Auch andere Zugvögel wurden bemerkt, z. B. eine grosse Schar von 50 Puffinus gravis; auch wurden mehrere Alciden sowohl auf der Hin- als auf der Rückreise gesehen. Es schien mir, daß die Hochsee jetzt im Herbst viel belebter als im Frühling war.
Zu den im Frühling besprochenen Vögeln, die hier gemein waren, kommt nur Rissa hinzu; die anderen traten nur sehr sporadisch auf.
Am 26. September langten wir auf den Färöern an. Sehr unterhaltend war es zu beobachten, wie die Vögel in den 10 letzten Stunden der Ankunft wechselten. Die ersten Vögel, die uns zeigten, daß wir uns dem Lande näherten, waren größere Rissa-Scharen, mehrere Uria a. aalge und einzelne Fratercula. Einige Stunden später traten Sula b. bassana und Möven, und zwar Larus fuscus britannicus, аn ihre Stelle. Noch später, nur wenige Kilometer vom Land zwischen den Inseln flogen kleine Scharen von Somateria аn uns vorüber, wahrend Sula und die Alciden hier ganz verschwunden waren. Puffinus p. puffinus, der auf den Färöern nistet, war wie auch der oben erwähnte Puffinus gravis schon weggezogen.
