Antidänische Rebellion auf den Färöerinseln

Die Tat 26.04.1955, Seite 2 [FAB-0062]

Thorshavn, 25. April. (United Press)
Der Entschluß der dänischen Polizeibehörden, ein Schiff mit 130 Polizeibeamten auf die Färöerinseln zu schicken, um den dänischen Regierungsbeschluß betreffend Absetzung eines Spitalarztes im Spital von Klaksvik gegen die Wünsche der Bürger von Klaksvik zu erzwingen, hat zu den schärfsten Verwicklungen geführt.

Kurz nachdem dаs Schiff Im Hafen von Klaksvik angekommen war, verlautbarten die Hafenbehörden, patriotische Taucher hätten eine Dynamitladung unter dem Schiff angelegt und würden die Minen zur Entzündung bringen, sollten die Polizisten Anstalten treffen, dаs Schiff zu verlassen.

Während später die Hafenbehörden über den Rundfunk des Küstengebietes аn alle Schiffe die Warnung richteten, den Hafen ohne vorherige Benachrichtigung der Hafenbehörden nicht anzulaufen, wurden eilige Besprechungen zwischen den Gewerkschaften von Klaksvik und Thornshavn abgehalten, um als Protest gegen die Polizeiaktion auf dem Archipel den Generalstreik auszurufen. Wie von gut unterrichteter Seite bekannt wurde, hat der Führer der extremen republikanischen Unabhängigkeitspartei, Erlendur Patursson, Samstagabend In Klaksvik den Widerstand gegen die Regierungsaktion organisiert.

Patursson, der während der nationalsozialistischen Besetzung in Dänemark lebte, war ein Mitglied der dänischen Widerstandsbewegung und ist mit Partisanentechniken vertraut. Fischer aus Klaksvik, die während der letzten Tage in Thorshavn waren, hatten überdies erklärt, ihre Kameraden verfügten über eine größere Anzahl von Feuerwaffen aus dem Krieg. Sie erklärten unverblümt, es ginge jetzt aufs Ganze und ihre Kollegen werden nicht zögern, zu schießen. Klaksvik werde nicht kapitulieren.

Polizeischiff sucht dаs Weite

Wie ein Sprecher der dänischen Regierung am Sonntagabend bekanntgab, hat dаs dänische Schiff «Parkeston», dаs am Sonntagvormittag in Klaksvik mit 130 Polizisten аn Bord eintraf, am Sonntagabend den Hafen wieder verlassen.

Wie bekannt wurde, hat Ministerpräsident H. C. Hansen am Sonntagabend die Mitglieder seiner Regierung zu einer außerordentlichen Sitzung einberufen, um die Krise auf den Färöerinseln zu besprechen. An der Sitzung nahmen auch Vertreter der Justiz- und Gesundheitsämter teil, die für die Entlassung des Spitalarztes verantwortlich waren. Hansen hatte seinen Aufenthalt in Paris, wo er mit König Frederick die Eröffnung des «Dänemark-Hauses vornahm, abgebrochen und war in aller Eile nach Kopenhagen zurückgekehrt.

Unerwartete Situation

Kopenhagen, 25. April. (AFP)
Angesichts der Entschlossenheit der Einwohner von Klaksvig (sic!), jeden Landeversuch der 120 (sic!) aus Kopenhagen herbeigeeilten Polizisten nötigenfalls gewaltsam zurückzuschlagen, unternehmen die Behörden der Insel Thorshavn (sic!), auf der Klaksvig liegt, und der dänischen Hauptstadt alles, um eine friedliche Lösung des Konflikts herbeizuführen.

Mittlerweile setzen die etwa 3000 Einwohner von Klaksvig die Schanzarbeiten fort.
Die von Kopenhagen entsandten Polizisten haben die «Parkeston» nicht verlassen. Das Schiff bleibt vor dem Archipel der Faeröer verankert.
Vor Dienstag oder Mittwoch sind indessen keine ernstere Verwicklungen zu erwarten.