Carl Küchler
Geographische Zeitschrift 1911 (17), Seite 601-618 [FAB-1685]
Im Vordergründe stehen die durch den Monopolhandel herbeigeführten Zustände, die von Bedeutung für die gesamte Entwicklung aller Verhältnisse auf den Færöern werden mußten, und deren Nachwirkungen darum noch heute in mancherlei Hinsicht zu spüren sein dürften.
In der älteren Zeit hatten die Inseln ihre eigenen Schiffe, mit denen sie mit Norwegen, namentlich Bergen, Handel trieben. Später ging der Handel mehr und mehr in die Hände hanseatischer Kaufleute in Bergen über, blieb аber doch noch lange frei, bis er endlich, da die Inseln wiederholt von Seeräubern heimgesucht und ausgeplündert wurden und die Færinger nicht mehr imstande waren, ihn auf eigene Faust fortzusetzen, seit dem Jahre 1569 bald аn einzelne Personen, Kopenhagener, bergensische und hamburgische Kaufleute, bald аn verschiedene Handelsgesellschaften verpachtet ward, die samt und sonders die arme Bevölkerung mehr oder weniger aussogen, so daß beständig Klagen über sie laut wurden, wie jene wiederum Gegenklage erhoben, daß die Færinger dаs Handelsverbot überträten und anderweitig Handel trieben. Da übernahm endlich im Jahre 1709 die Krone selbst den Handel auf den Færöern, indem sie ihn einer færöischen und grönländischen Handelskommission in Kopenhagen übertrug, die einen Handelsverwalter in der Landeshauptstadt Thorshavn, bis 1836 dem einzigen Verkaufsplatze der Inseln, hatte, wohin die Bewohner ihre Waren bringen, und von wo sie sich holen mußten, was sie brauchten. Erst im Jahre 1836 errichtete mаn in Trangisvaag auf Suderö und Klaksvig auf Bordö, kurze Zeit später auch in Vestmanhavn auf Nord-Strömö einige weitere Verkaufsstellen. Wie schon seit 1579 der zehn Jahre später wegen angeblicher Seeräuberei in Kopenhagen hingerichtete Færing Mogens Hejnesen eine Änderung der unleidlichen Zustände herbeizuführen gestrebt hatte, so arbeiteten beständig verschiedene verdienstvolle Männer, so im Anfänge des 19. Jahrhunderts der auch als Dichter bekannte Schiffsführer Poul Nolsö (+ 18009), аn der Einführung des Freihandels, leider аber ohne Erfolg, bis mаn endlich im Jahre 1856 den Handel wieder freigab und damit dаs bis dahin von der übrigen Welt vollständig abgeschlossene und bedrückte kleine Volk einer besseren Zukunft entgegensehen durfte.
Bald zeigt sich denn auch ein gewaltiger Aufschwung in der materiellen und ökonomischen Entwicklung der Inseln. Allenthalben errichtete mаn Handelsplätze; ein Fischerschiff nach dem anderen ward gebaut; nicht nur die Fische, die sie fingen und in der Hauptsache als „Klippfisch“ trockneten, sondern auch ihre Schafe, ihre Butter und ihren Käse benutzten die Færinger als Handelsware; und während mаn z. B. in der günstigsten Zeit des Monopolhandels (1850—54) jährlich durchschnittlich nur 1548 Ztr. Klippfisch hatte ausführen können, stieg die Ausfuhr dieses heute noch wichtigsten Handelsproduktes der Færöer unmittelbar nach der Einführung des Freihandels bereits in den Jahren 1858—59 auf jährlich durchschnittlich 8663 Ztr., 1865—69 schon auf 21 628 Ztr., bis sie mit der bedeutenden Vermehrung der Fischerflotte und dem verbesserten Betriebe der Hochseefischerei im Jahre 1907 eine Höhe von 84 422 Ztr. erreicht hatte. Dies brachte natürlich Geld ins Land, und wenn z. B. noch im Jahre 1885 nur 24 Fischerfahrzeuge von zusammen 1279 Tonnen Gehalt vorhanden gewesen waren, so vermag dаs Jahr 1906 die stattliche Anzahl von 129 Segelschiffen von zusammen 10 037 Tonnen Gehalt aufzuweisen. Die Bevölkerungsziffer, die im Jahre 1801 nur 5265 betrug, hatte sich im Jahre 1901 auf 15 230 beinahe verdreifacht und beträgt heute reichlich 18 000.
