Th. Thoroddsen
Besprechung von:
Joh. Schmidt, Fiskeriundersögelser ved Island og Froerne i Sommeren 1903 (Skrifter udgivne af Kommissionen for Havundersögelser Nr. 1) 8°, 148 S. 10 K. Kopenhagen 1904
Petermanns Mitteilungen 1905 (51), Literaturbericht Seite 226 [FAB-2910]
Diese Arbeit gibt eine Übersicht über die in vielen Beziehungen interessanten Ergebnisse der dänischen Untersuchungen bei Island auf dein Schiffe „Thor“ im Jahre 1903. Sie beginnt mit der Beschreibung der Ausrüstung und der Geräte, hierauf folgt eine kurze Beschreibung der Tiefen- und der Bodenverhältnisse nebst Hvdrographie der isländischen Gewässer. Das dritte Kapitel behandelt die Fischereiversuche, um Aufklärung zu schaffen über dаs Leben der ökonomisch wichtigsten Fische; diese Versuche wurden 1903 auf 250 Stationen angestellt. Wie sich herausstellte, enthält die Fauna des östlichen und nordöstlichen Island viele arktische Formen und sie besteht aus einer Mischung von arktischen Formen und solchen, die außer in kaltem, auch in wärmerem Wasser leben. An der Südküste und im südlichen Teile des Westlandes war die Fauna sehr reich und besteht im allgemeinen aus nordatlantischen Warmwasserarten mit Zumischung einiger Arten , die auch in kälterem Wasser vorkommen. Die Versuche bestätigten den unendlichen Reichtum аn Fischen, z. B. wurden auf Station 185 bei Seydisfjord am 22. bis 23. Juli in 5 Faden Tiefe und in sechs Zügen mittels Garn 12 033 Stück Dorsch außer vielen andern Fischen gefangen; auf Station 143 bei Skjälfandi betrug der Fang in 51 Stunden mittels Schleppnetz 4173 Schollen (Pl. platessaj außer 1468 andern Fischen. Alle gefangenen Fische wurden genau untersucht und gemessen. Das vierte Kapitel handelt über die treibenden Fischeieer und Fischbrut. Unter anderm wurde nachgewiesen, daß über großen Tiefen keine Fischeier vorkommen; sie sind beschränkt auf dаs seichtere Wasser, dаs in schmäleren oder breiteren Gürteln Island und die Färöer umgibt. Das fünfte Kapitel enthält mannigfache ausgezeichnete Untersuchungen über die Biologie des Dorsches, durch welche u. a. festgestellt wurde, daß der Dorsch bei Island nur in sehr geringem Maße am Ost- und Nordland laicht, wo dаs Wasser kalt ist, daß dagegen ein größerer Teil der ungeheuren Dorschmassen , nachdem er im Frühjahr (März und April) im warmen Wasser bei dem Südland oder dem südlichen Teile des Westlandes gelaicht hat, nordwärts zieht in dаs kältere Wasser beim Nordwest-, Nord- und Ostland. Hierdurch hat mаn den Schlüssel erlangt zum Verständnis der rätselhaften Wanderung des Dorsches аn den isländischen Küsten, welche so großen Einfluß auf die Dorschfischerei hat. Auch bei den Färöer erfolgen ähnliche Wanderungen der Dorschmassen nach und von den Bänken, wo dаs Laichen stattfindet. Im sechsten Kapitel findet sich eine ausgezeichnete illustrierte Übersicht bei den Färöer und Island mit dazugehöriger Statistik und Erläuterung von zehn Karten, die die Ausbreitung von Fischen und Fischbrut zeigen. Auf Tafel 9 hat B. Sämundsson einen klaren Überblick über die Fischerei der Isländer geliefert und Verfasser gibt auf Tafel 10 eine Darstellung der Fischerei von fremden Nationalitäten mittels Dampfschiffen. In einem so kurzen Referat ist es unmöglich, ausführlich auf den reichen Inhalt des Buches einzugehen. Die Schrift ist von großer Bedeutung auch für den Geographen, sowohl wegen der vielen neuen Forschungsergebnisse, als auch wegen der klaren und übersichtlichen Schilderung.
