Hermann Petzet
Globus 1890 (58), Seite 212 [FAB-2262]
Am Morgen des 14. August 1888 gingen wir in Kopenhagen аn Bord des dänischcn Postdampfers „Laura“. Nach viertägiger Fahrt erreichten wir Edinburg, dаs wir am darauf folgenden Nachmittag wieder verließen.
Es war eine schöne Fahrt entlang der schottischen Küste mit ihren Gebirgen, deren scharfgezeichnete Konturen sich tiefblau vom goldenen Abendhimmel abhoben. Einsam aus
öder, spitzer Klippe ragt der Leuchtthurm von Bell Rock ander See empor. Zwischen den Orkney- und Shetlandinseln hindurch geht es in den Atlantischen Ozean, und bald macht sich der Einfluß seiner langen und kräftigen Wellen am Stampfen des Schiffes bemerkbar.
Am anderen Morgen erreichten wir die Färöer-Inseln. In Trangisvaag, auf der Insel Sudereo, legten wir kurze Zeit аn und kamen am selbn» Abend nach Thorshaven, der Hauptstadt der Insel, wo wir 24 Stunden vor Anker lagen.
In Begleitung des deutschen Vicekonsuls, des Herrn Hansen, bei dem wir eine sehr liebenswürdige Aufnahme fanden, machten wir einen Rundgang durch die Stadt und deren nächste Umgebung. Die Häuser sind ganz unregelmäßig gebaut, meistens aus Holz, mit Rasen gedeckt; dazwischen einige Steingebäude dänischer Kaufleute oder Beamten. Die Bewohner der Inseln leben meist von Schafzucht (daher Färöer, d. i. Farreninseln) und Fischfang, vorzüglich auf Dorsche und Grindvale (sic!), von welch letzteren wir auch einigen Exemplaren auf der Fahrt begegneten. Sie sind ein strammer Menschen schlag, lebendig und kräftig. Ihr Kostüm hat sich erhalten — Kniehosen, Wams aus Schafwolle, lange Strümpfe und höchst primitive Schuhe. Das Haupt bedeckt eine Art phrygischer Mütze aus gestreifter Wolle. Sie haben nur ganz kleine Boote, vorn und hinten spitz, mit denen sie weit hinaus auf die offene See zum Fischfange fahren.
Bei unserer Abfahrt waren die Inseln dicht mit Wolken behangen, die sich bis auf dаs Wasser herabsenkten.
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