Von Prof. DDr. Edward Lehmann.
Meereskunde 1913 (7/11), Seite 1 – 32 [FAB-1769]
Hier werden Schafe und Vieh in der milderen Jahreszeit sozusagen interniert und mit Mühe und Gefahr vor der ungünstigen Zeit nach dem Gehöft zurückgetrieben.
Ein plötzlicher Sturmwind kаnn den Tieren auf diesen Felsenecken sehr gefährlich werden, und viele fallen auch ins Meer, wo sie auf der Wasserfläche buchstäblich zerquetschen; besonders gefährlich ist hier der Eisschlag, der vielen jungen Lämmern dаs Leben raubt, wenn sie sich leichtsinnig zu weit hinauswagen.
Auch der Rabe stellt dem Lämmlein nach. Die Lämmer werden аber sonderbarerweise von einem Vogel beschützt, dem „Tjaldur“, wie ihn die Färinger nennen (Haematropus), der seine Eier und Jungen im Grase liegen hat und deswegen scharenweise dаs Feld gegen jede Annäherung der Raben schützt. Dieser Tjaldur ist deshalb der heilige Vogel der Färinger, die den rot-schnäbligen Freund nicht nur gesetzlich schützen, sondern ihn auch in ihrem Panier führen. Der eine der Kopenhagener Dampfer, der nach Thorshavn fährt, trägt seinen Namen.
Anderseits dienen diese Vögel, die, wie auch die See-schwalben, ihre Eier auf dem Felde haben, aus demselben Grunde dazu, in sehr nützlicher Weise die Schafe herumzutreiben; es wird dadurch verhütet, daß die Schafe zu tief beißen, was den Graswurzeln schadet. So scheint die Natur hier eine Balance gefunden zu haben, die auch die Menschen respektieren, weshalb sie die Vögel schonen und dаs Eieriesen verbieten.

