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Geologische und morphologische Studien auf den Färöer

Dr. Hans Rudolphi

Lotos – Zeitschrift fuer Naturwissenschaften, 1913 (61), Sitzungsbericht der Sektion für Mineralogie, Geologie und Geographie, 4. Sitzung am 28. April 1913, 274-275 [FAB-2484]

Die Inseln bestehen wie die umliegenden Länder aus tertiaren Trappbasaltdecken und Palagonittuffschichten, die plateauförmig vielfach miteinander wechsellagern, fast horizontal liegen und in der Hauptsache sanft nach SO. einfallen. Die Unterlage dieses 4300 m mächtigen Schichtenkomplexes kennt mаn nicht. Die Ausbruchsstellen der basaltischen Laven und Tuffe lagen wahrscheinlich westlich von den Inseln. Die Gesteine der Färöer sind auf dem festen Lande entstanden. Die vulkanische Tätigkeit hörte аber schon im Miozän auf und heute erinnern аn sie nur noch einige warme Quellen. Auf den Nordinseln herrschen die Basaltporphyre vor, auf den Südinseln die dichten Basalte. Während die Basaltdecken bis zu 60 m mächtig sein können, haben die Tuffe nur eine geringe Mächtigkeit. Die meisten Tuffe sind ziegelrot gebrannt. Die Schlackenkrusten der Lavaströme sind аn mehreren Stellen noch gut erhalten. Intrusionen sind ziemlich häufig: sie gaben Anlaß zur Bildung von Basaltsäulen. Die Gesteine der Färöer sind von großen tektonischen Bewegungen verschont geblieben. In den Basalten findet mаn oft große und kleine Drusenhohlräume und Mandelsteine sind auf den Färöern sehr häufig. Die Inseln sind reich аn prächtigen Mineralen und Kristallen, die hauptsächlich durch Zeolithe vertreten sind. Außerdem kommen gediegenes Kupfer und Kohlen vor, deren Abbau аber wieder eingestellt wurde.
Der Vortragende geht dann näher auf die Theorie einer tertiären basaltischen Landbrücke zwischen Europa und Amerika ein, wovon die Färöer wahrscheinlich ein Rest sind. Ob eine solche Landverbindung auch während und nach der Eiszeit bestanden hat, ist fraglich.
Für dаs Zustandekommen des heutigen Landschaftsbildes waren maßgebend: 1. die fluviatile Erosion seit dem Miozän nach dem Aufhören der vulkanischen Ausbrüche. 2. Die diluviale Eiszeit. 3. Verwitterung, fluviatile und marine Erosion und Abrasion des Meeres nach der Eiszeit. 4. Die Senkung der Inseln. In der Tertiärzeit wurden wahrscheinlich die großen
Täler der Inselgruppe ausgebildet, die nach SO. und SSO. im Schichtfallen verlaufen. Die Färöer hatten in der Eiszeit selbständige starke Vergletscherung, die sich аn der Richtung der Gletscherschrammen, den Rundhöckern, den Karen und den eiszeitlichen Seen nachweisen läßt. Das Eis vertiefte und verbreiterte die tertiären Täler und schuf die Fjorde und Sunde. Es hatte ferner Einfluß auf die Entstehung der Bergformen der Inseln, deren höchste Teile über dаs Eis herausragten. Das heutige Landschaftsbild steht noch unter dem Einflusse der diluvialen Vergletscherung, deren Spuren аber schon stark verwischt sind. Das leichte Verwittern der Tuffe schuf die langen Wände (Hämmer) und die vielen Terrassen; durch dаs Herauswittern der Gänge entstanden zahlreiche Schluchten (Gjoven), die auch für die Küstengestaltung wichtig sind. Die starke oberflächliche Verwitterung schuf riesige Schuttmassen, die in Rutschung und Fließen begriffen sind, wodurch Karree- und Streifenboden entstanden, endlich wirkt der Wind abtragend und Material verlagernd, da er fast ständig mit großer Gewalt auf den Inseln weht und eine zusammenhängende Pflanzendecke fehlt. Besonders zerstörend wirkt die Meeresbrandung, die die riesigen Steilküsten geschaffen hat und die Inseln immer mehr verkleinert. Sie wird unterstützt durch die heftigen Gezeitenströmungen, die in den engen Meeresstraßen die Sedimentation verhindern. Nirgends läßt sich eine Hebung der Inseln nachweisen; es ist im Gegenteil wahrscheinlich, daß sie sich senken und so die Wirkung der Meeresbrandung noch verstärken.
Zum Schlusse führt der Vortragende die geologischen und morphologischen Verhältnisse der Färöer in zahlreichen Lichtbildern vor.