F. Cornu (Leoben) und R. Görgey (Wien).
Zeitschrift/Journal: Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, 1908 (675ff.)
Vergangenen Sommer (1907) unternahmen wir eine Reise auf die Färöer zum Studium der petrographischen und mineralogischen Verhältnisse. Wir nahmen unsern Weg über Kopenhagen und Bergen und kehrten nach sechswöchentlichem Aufenthalte auf den unwirtlichen Inseln über Edinburgh-Kopenhagen zurück.
Die Färöer – etwa 20 größere und kleinere Inseln – liegen am 62. Breitegrad und haben eine Ausdehnung von Süden nach Norden etwa 115 km, von Osten nach Westen etwa 75 km. Infolge der dort herrschenden Stürme und des fortwährenden Regens und Nebels – wir hatten während unseres ganzen Aufenthaltes nur 4 schöne Tage nach unseren Begriffen – ist dаs Reisen sehr beschwerlich. Wir besuchten folgende Insel: Strömö, Österö, Vaago, Sudero, Bordö, Kunö, Viderö, Svinö, Fuglö, Sandö, Naalsii und Hestö.
Die geologischen Terhältnisse der Färöer wurden zuerst von G. FORCHHAMMER (1820) eingehend studiert, später von JOHNSTRUP, J. GEIKIE, A. HELLAND (1879) und H. V. Post (1902).
In letzter Zeit hat sich O. B. BOEGGILD mit geologischen Untersuchungen daselbst befaßt, deren Publikation аber noch aussteht. Außerdem ist jüngst von J. CURRIE eine sorgfältige topographische Mineralogie der Faröer erschienen.
Der geologische Bau der Färöergruppe ist sehr wenig kompliziert. Das Gebiet setzt sich aus Trappbasaltdecken zusammen, die meist mit Lagen von Aschentuffen (Palagonittuff) wechsellagern. Aut Suderö, Myggenaes und der steilen Klippe Tindholm sind den Deckensystemen anch noch kohlenführende Tonschichten eingeschaltet. Das Einfallen der Deckensysteme beträgt nach GEIKIE (l. c.) 2—12º und ist meist nach SO., nirgends aber
gegen W. gerichtet. Die einzelnen Inseln besitzen im allgemeinen eigentümliche langgestreckte Umrißformen und ihre Längsachse fällt mit der Sådostrichtung (der Haupteinfallsrichtuug) zusammen. Das stärkste Einfallen der Decken zeigt sich auf Myggenaes, im nordöstlichen Inselgebiet dagegen geht dаs Einfallen gewöhnlich nicht über 2—3° hinaus, so daß einem beim Begehen der Berggehänge im letzteren Gebiet vielfach eine schwebende Lagerung vorgetäuscht wird.
Von der otffenen See aus in entsprechender Entfernung vom Lande kаnn mаn indessen dаs Einfallen der Decken deutlich beobachten, so z. B. von Kirkebönaes (Südspitze Strömös) aus die geneigte Lagerung der Decken auf der NW.-Seite der Insel Sandö.
Die Gesamtmächtigkeit der Decken beträgt аn 4300 m. Auf den nördlichen Inseln finden sich, dem erwähnten Einfallen nach, die jüngsten Deckensysteme vor in einer Mächtigkeit von etwa 3050 m; auf der südlichsten Insel Suderö die ältesten. Die sogenannte Kohlenformation auf Suderö, nach GEIKIE aus Schiefertonen, nach unseren Beobachtungen (z. B. bei Frodebö) zum Teile auch aus Tuffiten besteheud, ist sehr wenig mächtig, in der Gesamtheit nur etwa 4—5 m. Die Braunkohle tritt als Schiefer und Knorpelkohle in Gestalt von Schmitzen, begleitet von Sphärosideritkonkretionen, auf. Unseren Beobachtungen zufolge ist sie z. B. in der Gegend von Trangisvaag häufig im Kontakte mit den hangenden Basaltdecken verkokt. Das Kohlenvorkommen hat bis in die letzte Zeit Anlaß zu einem erfolglosen Berghau gegeben.
In Anbetracht der geringen Mächtigkeit dieser sogenannten Kohlenformation und in Rücksicht auf die ungemein große petrographische Ähnlichkeit der Trappbasalte im Hangenden und Liegenden, die sich sogar bis auf die Zeolithführung und dаs Vorkommen von gediegenem Kupfer in Begleitung der Zeolithe erstreckt, ferner wegen der Beteiligung von Tuffiten аn der Zusammensetzung der „Formation“ ist es wohl nicht angebracht, eine stratigraphische Trennung in drei Gruppen (1. Basalte vor der Kohlenablagerung, 2. Kohlenformation, 3. jüngere Basalte) vorzunehmen, wie dies von seiten der früheren Beobachter geschehen ist. Die Periode des Nachlassens der vulkanischen Tätigkeit führte wohl zur Entwicklung einer Vegetation, dürfte аber nur kurze Zeit gedauert haben; dаs Vorhandensein von Tuffiten weist darauf hin, daß selbst während dieser Periode, obschon vielleicht in größerer Entfernung Eruptionen stattgefunden haben, deren Material sich dem tonigen Sedimente beimischte. Wenn auch die Einschaltungen der Kohle zu der angeführten stratigraphischen Gliederung verlocken, so müssen wir doch von ihr absehen, wenn wir bedenken, daß ähnlich wie auf Martinique, während der Ruheperioden der vulkanischen Tätigkeit, аn einzelnen Stellen eine blühende Vegetation sich entwickelte, die bei den Eruptionen wiederum vernichtet wurde.
Die Mächtigkeit der einzelnen Basaltdecken schwankt zwischen 6-40 m. Viel geringer ist die Mächtigkeit der Tufflagen, die häufig nur (orig. „unr“) wenige Zentimeter beträgt und nur sehr selten 2 m erreicht. Die Färbung der meist sehr feinkörnigen palagonitischen Aschentuffe ist gewöhnlich ziegelrot oder braunrot, selten grau oder gelb. Häufig wechseln in ihnen Lagen von gröberen Palagonitsplittern mit solchen von feinkörnigerer Beschaffenheit, so z. B. auf der Insel Naalsö gegenüber Thorshavn.
J. GEIKIE hat hervorgehoben, daß Lapillituffe fehlen; dies ist аber nicht ganz der Fall, wenngleich ihr Auftreten als ein seltenes zu bezeichnen ist. Wir haben z. B. Bomben und Lapillituffe auf der Insel Bordö am Berge Hálvgatelli bei Klaksvig auf der diesem Orte zugewandten Seite des Berges beobachtet, ferner auf der gleichen Insel umnittelbar unterhalb des Paßüberganges Svinö Gjov am Abhange gegen dаs Tal des Gravarabaches.
In manchen Fällen fehlen die Tufflagen in einzelnen Deckensystemen ganz. Die ursprüngliche Schlackenkruste der Basaltströme kаnn man, wo sie durch die Erosion bloßgelegt ist, häufig noch deutlich wahrnehmen, so z. B. am Strande bei Videreide auf der Insel Viderö, bei Svinöbygd anf Svinö und am Wege nach dem Arnefjord über den Myrkjanoyrarfjäll auf der Insel Bordö mid zwar am Passe zwischen Snöfjäll und Myrkjanoyrarfjäll. Die Stromoberflächen besitzen, wie schon GEIKIE beschrieben hat, häufig einen skoriosen Charakter.
Die Zahl der alternierenden Basalt- und Tuffdecken ist eine sethr große, sehr häufig kаnn mаn аn 20—30 аn einem Bergabhang zählen, viele sind durch die abgerollten Schuttmassen überdeckt.
Eine ungeheure Anzahl von sehr wenig mächtigen Basalt- und Tuffdecken beobachtet mаn vom Meere aus аn der Nordwestküste der Insel Strömö zwischen Saxen und Westmanhavn аn den sogenannten Vogelbergen, jähen senkrechten Abstürzen von beträchtlicher Höhe, die zahllosen Vögeln zum Aufenthalte dienen. Die Tufflagen, die dem Basalt hier dаs Gleichgewicht halten, sind durch ihre rotbraune Farbe kenntlich.
Zu erwähnen wäre noch, daß im ganzen Gebiete die Lagerung der Decken nirgends durch Dislokationen gestört ist. Wo Brüche auftreten, sind sie von sehr geringer Sprunghöhe und ganz lokaler Natur, etwa durch dаs Einbrechen von Basaltdecken infolge der Erosion der darunter liegenden weichen Tufflagen durch die Meeresbrandung entstanden.
Bereits vor langem hat MACKENZIE die Ansicht angesprochen, daß die Färöer submarinen Eruptionen ihre Entstehung verdanken.
In neuerer Zeit wurde dieser allgemein gefaßte Satz, dessen Richtigkeit schon J. GEIKIE bestritten hatte, von H. v. Post in speziellerer Fassung wiederholt. H. v. POST glaubt nämlich, daß die Basalte im Liegenden der Kohlenformation auf Suderö submarine Bildungen darstellen, daß die Kohlen auf dem gehobenen Lande gebildet seien, und daß bloß die jüngeren Trappbasalte Ergüsse auf festem Lande darstellen.
GEIKIE hat seinerzeit seine Widerlegung der Ansicht von MACKENZIE dorch die Tatsache des Fehlens mariner Fossilien in den TufFen und durch dаs Anftreten der in den Kohlenschichten gefundenen Reste von Landpflanzen begründet.
Gegen die Anschauung POST’s fällt etwas stark ins Gewicht: die Palagonittuffe im Liegenden der sogenannten Kohlenformation anf Suderö sind gebrannt, sie besitzen die gleiche ziegelrote Färbung wie auf den nördlichen Inseln. Ein solches Rotbrennen hätte аn submarinen Tuffen nicht stattfinden können, da zur Umwandlung des im Gesteinsglase der Tuffe in fester Lösnng vorhandenen Eisenoxyduls zu Sesquioxyd der Sauerstoff der Luft in Reaktion treten mußte.
Daß ein tatsächliches Rotbrennen der Tuffe stattgefunden hat, daß also die Rotfärbung keiner andern Einwirkung ihr Vorhandensein verdankt, davon wird mаn durch zahlreiche Beobachtungen folgender Art überzeugt.
Dort, wo die Tuffdecken eine größere Mächtigkeit erlangen, findet mаn häufig аn der Grenze der liegenden Basaltdecke, deren schlackige Oberflächenfazies gleichfalls eine rote Farbe hat, den Tuff im Kontakte auf einige Zentimeter rotgebrannt und von viel größerer Härte als dаs Innere der Tufflage, dаs die normale Gelb- oder Graufärbung des Tuffes zeigt. Die Hitze der halb-erstarrten Basaltdecke hatte noch genügt, um dаs in der vulkanischen Asche enthaltene FeO zu Fe2O3 zu oxydieren.
Die Gesteine, die sich аn der Zusammensetzung des Eruptivgebietes beteiligen, sind durchwegs Trappbasalte im Sinne WEINSCHENK’s. Der petrographische Charakter ist demnach ebenso einförmig wie der geologische.
Es lassen sich, wenn wir von der faziellen Ausbildung (z. B. dem Auftreten blasenreicher (Oberflächenfazies) absehen, folgende Typen unterscheiden:
1. Trappbasalte von porphyrischem Habitus, hervorgeruten durch porphyrische Ausscheidlinge von Labrador in einer ophitisch struierten Grundmasse, bestehend aus mehr saurem Plagioklas, monoklinem Pyroxen, Olivin, Magnetit und Titaneisen.
2. Trappbasalte von körniger Struktur, doleritisch bis anamesitisch. U. d. M. deutlich ophitisch struiert. Die Gemengteile sind die gleichen wie bei den porphyrischen Basalten. Olivin bildet in ihnen mikroporphyrische Ausscheidlinge.
3. Trappbasalte von dichter Beschaffenheit, u. d. M. gleichfalls ophitische Struktur zeigend; häufig reich аn Olivin.
Hierher gehören viele Gesteine der sogenannten unteren Serie im Liegenden der „Kohlenformation“ auf Suderö.
4. Tuffe von grauer, gelber, meist аber ziegelroter Farbe.
Es sind echte Palagonittuffe, die u. d. M. Glassplitter, von einem zeolithischen Bindemittel zusammengehalten, erkennen lassen. Auffallend ist die Armut aller dieser Gesteine аn Apatit. Die Oberflächenfazies der Basalte ist stellenweise enorm reich аn den von den Färöer seit langem bekannten Zeolithmineralen. Auch Seladonit ist als Mandelausfüllung sehr häufig.
Die längere Achse der oft beträchtlich großen Mandelräume koinzidiert gewöhnlich mit der Lage der Stromoberfläche. Besonders schön sind solche röhrenartig lang ausgezogene Mandelräume auf Bordö аn der Westseite des Kammes des Halvgafjelli zu beobachten.
Die Behauptung H. v. POST’s, daß den säulenförmig abgesonderten Basaltdecken unter der „Kohlenformation“ auf Suderö Zeolithe fehlen und sich in ihnen nur amorphe Kieselsäure als ihr Stellvertreter vorfinde, ist gleichfalls nicht zutreffend.
Diese Trappbasalte sind zwar stellenweise recht arm аn Zeolithen, аn andern Orten аber enthalten sie sehr reichlich große platte Mandelräume, erfüllt von Heulandit, Desmin, Gyrolith, Skolezit und Mesolith. Namentlich dаs letztere Mineral ist für die Trappbasalte der unteren Serie auf Suderö höchst charakteristisch. Das Gesagte gilt z. B. für den Zeolithfundort Vaags Eide am südwestlichen Strand von Suderö und für die Zeolithe in dem Trappbasalt im unmittelbaren Liegenden des Kohlenflözes bei Frodebö im Osten des mittleren Inselanteils.
Das Hangende und Liegende der „Kohlenformation“, aus dichten Trappbasalten bestehend, hat eine äußerst große petrographische Anlichkeit, die sich auch auf die Zeolithführung erstreckt. Dies ist deshalb von einiger Bedeutung, weil die Paragenesis der Zeolithe eine durchaus andere ist als auf den übrigen Inseln, wo sich zwei paragenetische Typen feststellen lassen, die der porphyrischen und die der körnigen (anamesitischen bis doleritischen) Trappbasalte.
Der erstere ist charakterisiert durch die Minerale: Chalcedon, Quarz, Opal, Levyn, Desmin, Heulandit, Okenit, Chabasit, pyramidale Kristalle von Hydroxylapophyllit: der zweite Typus ist gekennzeichnet durch dаs Fehlen von Quarz, Chalcedon und Okenit und durch dаs Anftreten von Farölith, pseudoeubischem Fluorapophyllit, Gyrolith, „Tobermorit“, Levyn, Chabasit, Heulandit, Desmin.
Die Zeolithe aus den dichten Trappbasalten Suderös können wegen des häufigen Vorkommens von Mesolith, der sonst nur noch auf Vaagö in größerer Menge auftritt, als ein dritter paragenetischer Typus betrachtet werden. Überhaupt ist die große Ähnlichkeit in der Zeolithführung (Mesolith, Desmin, Heulandit, rötlicher Chabasit) der Gesteine von Vaagö und Suderö sehr bemerkenswert.
Das Fehlen der Zeolithe ist also durchaus kein Charakteristikum dieser unteren Serie.
Die Gesteine, die die Basaltdecken zusammensetzen, haben den erwähnten doleritischen, anamesitischen bis dichten Charakter. Porphyrische Struktur findet sich аn zahlreichen Decken der nördlichen Färöer. Auf Suderö sind die Gesteine, namentlich die im Liegenden der Kohlenformation, von meist dichter Beschaffenheit. Die Absonderung der Decken ist meist unregelmäßig säulig oder plattig. Bereits FORCHHAMMER hat auf den Färöer den „regelmäßigen“ und den „unregelmäßigen“ Trapp unterschieden. Unter dem regelmäßigen Trapp verstand er die als Decken auftretenden Basalte, unter dem unregelmäßigen die intrusiven Bildungen. Dieselben spielen auf den Färöern im Vergleiche zu anderen, tertiären Eruptivgebieten, z. B. den Eugaueen oder dem böhmischen Mittelgebirge, keine sehr große Rolle, obschon sie sich lokal in großer Menge vorfinden. Hierher gehören Gänge und Lagergänge. Die letzteren besitzen oft eine beträchtliche Ausdehnung, wie auf Österö, in dem schmalen Sunde Sundelaget und auf der Insel Suderö (vergl. die Fig. 2). Sie zeigen im Gegensatze zu den Decken sehr regelmäßige säulenförmige Absonderung und führen nur wenige Zeolithmandeln.
Die Gänge durchsetzen meist in nahezu saigerer Richtung die Deckensysteme, ihre Mächtigkeit ist nicht beträchtlich; sie geht selten über 3-4 m. Sie streichen nach GEIKIE entweder NNO.-SSW. oder NW.-SO. Prismatische Absonderung, – senkrecht zu den Abkühlungsflächen, аber nie so regelmäßig wie bei den Intrusis-lagern, ist ungemein häufig.
Diese Gesteine sind niemals porphyrisch entwickelt, sondern von dichter Beschaffenheit und besitzen einen Stich ins Graugrüne, weshalb FORCHHAMMER sie als Grünsteine bezeichnete. Zeolithmandeln, sowie Mandelsteinstruktur überhaupt fehlen ihnen vollständig.
Die Bedeutung der Punkte, wo Gänge md andere Intrusivkörper auftreten, als „Eruptionszentren“ ist wohl nur gering anzuschlagen. In Anbetracht ihrer im allgemeinen doch geringen Mächtigkeit und der großen Flächenausdehnung der Decken, die sich im nördlichen Gebiete über mehrere Inseln hin erstrecken, einerseits, anderseits wegen des Fehlens größerer Mengen von Lapillituffen.
Auf Grund der letzteren Tatsache hat auch GEIKIE angenommen, daß dаs eigentliche Eruptionszentrum von den Färöern weit ablag.
Auf Grund der Neigungsrichtung der Deckensysteme glaubt er es im Westen suchen zu müssen. Die Intrusionen wären danach nur von lokaler Bedeutung. Daß die Färöer nur den stehengebliebenen Rest eines viel größeren Eruptivgebietes darstellen, dürfte mаn wohl mit GEIKIE annehmen können.
Die petrographische Ähnlichkeit der Färöergesteine mit den Trappbasalten Schottlands, den basischen Gesteinen Islands und den grönländischen Basalten geht sehr weit: erstreckt sie sich ja sogar auf die Paragenesis der Zeolithe! So z. B. findet sich der sonst so seltene Levyn, Gyrolith und seine Begleiter in Schottland, Grönland und auf den Färöern.
Diesen petrographischen Analogien dürfte in bezug auf die Geologie die größte Bedeutung beizumessen sein.
Ihr heutiges Relief haben die Fröer während der Eiszeit erhalten. J. GEIKIE hat über die Vergletscherung des Gebietes schöne Untersuchungen angestellt; er beobachtete Gletscherstreifen und Rundhöcker mit deutlich wahrnehmbarer Stoß- und Leeseite.
Aus derartigen Erscheinungen, sowie aus dem Auftreten nur einheimischer Geschiebe im Geschiebelehm schließt er auf eine lokale Vergletscherung der Färöer, im Gegensatz zu ALLAN, der die Ansicht aussprach, daß alle Inseln von Norden her von einer Eismasse gemeinsam überzogen worden seien. Besonders schöne Roche-moutonné-Landschaften beobachteten wir auf Strömö bei Thorshavn, am Kalbakfjord, dann аn mehreren Punkten auf der Insel Sandä (bei Sand, am Storevatn und аn andern Orten), ferner bei dem Sörvaagvatn auf Vaagö, wo meterlange, tiefe Gletscherkritzen zu sehen sind.
Die Gletscher haben zur Bildung zahlreicher Seen Anlaß gegeben, welche oft ganz bedeutende Dimensionen annehmen und in der Bewegungsrichtung der Gletscher (also im allgemeinen von Nord nach Süd) lang ausgezogen erscheinen. So ist der erwähmte Sörvaagvatn auf Vaagö etwa 15 km lang und nur 2-3 km breit.
Sehr häufig liegen diese Seen hart am Meere und sind von diesem nur durch ein wenige Meter breites Gesteinsband getrennt und entsenden nach längerem Regen breite Wasserfälle in dаs Meer. Eigentümlich sind auch die auf den Färöern häufigen amphitheatralischen Täler, die sogenannten Botnire, аn deren Talböden sich häufig kleine Seen von rundlichen Umrissen befinden. Vielleicht ist die Entstehung solcher Gebilde auch auf die Vergletscherug zurückzuführen, indem die breiten von steilen Rändern umgebenen Täler Sammelgebiete für die Eismassen kleiner lokaler Gletscher darstellten.
Erwälmenswert wären noch die zahlreichen Höhlen, von denen die größten die bedeutende Lange von mehreren hundert Metern besitzen und die bei ruhiger See vom Meere aus zugänglich sind.
Durch dаs unaufhörliche Wirken der stürmischen See- und der tosenden Brandung ist überall аn der Küste dаs Geröll weggespült und die gewaltigen Basaltwände steigen oft senkrecht aus dem Meere auf. So findet sich аn allen ungeschützten Strandpartien Steilküste vor: dаs beste Beispiel dafür ist der nördlichste Teil der Insel Viderö (vergl. Fig. 3), wo die Felsen über 700 m lotrecht ins Meer abfallen, die größte Steilküste der Welt.



